Hindernisse abräumen: Das Potenzial von Frauen für den Arbeitsmarkt

Wie können wir das volle Potenzial von Frauen auf dem Arbeitsmarkt mobilisieren? Das war die Leitfrage einer hochrangig besetzten Diskussion des Grünen Wirtschaftsdialogs diese Woche unter anderem mit der Vorsitzenden der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels kann Deutschland es sich nicht leisten, auf einen wichtigen Teil seiner Talente zu verzichten. Diskutiert wurde viele Elemente einer Lösung, vom Ausbau der Kinderbetreuung bis zur Abschaffung des steuerlichen Ehegattensplittings.

Die Hindernisse insbesondere für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, gerade mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sind weiterhin hoch, erklärte Gabriele C. Klug,  Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsdialogs, der aktuell mit der Wirtschaftsvereinigung der Grünen fusioniert. Diese Barrieren seien „einer der Hauptgründe für die schlechten Wachstumszahlen, die rückläufige Innovationskraft und die abnehmende internationale Wettbewerbsfähigkeit“, so Klug – und verwies auf die Forschungsergebnisse von Claudia Goldin von der Harvard Universität, die aktuelle Trägerin des Wirtschaftsnobelpreises. Nötig sei ein Kulturwandel.

Ein Kernthema ist die Flexibilität, sagte Schnitzer in ihrer Keynote (die Präsentation finden Sie weiter unten). Der Arbeitsmarkt belohnt lange Arbeitszeiten, besonders im Bereich der höheren Löhne. Flexiblere Jobs werden geringer entlohnt. Die zwischen Männern und Frauen ungleich verteilte Sorgearbeit ist ein Grund für die Verteilung am Arbeitsmarkt: Männer machen unflexiblere Jobs mit längeren Arbeitszeiten, Frauen flexiblere Jobs mit kürzeren Arbeitszeiten. Dies führt zu einem weiter hohen Gender Pay Gap und damit zu Fehlanreizen. Insbesondere in Deutschland führt die Geburt des ersten Kindes bei Frauen, nicht bei Männern, zu einem drastisch sinkenden Einkommen, und zwar auf Dauer. Etwa in Schweden ist dieser Effekt viel weniger stark, aber auch in Ostdeutschland.

Wichtig seien Vorbilder, erklärte Sigrid Nikutta, Vorständin Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und DB Cargo AG. Bei der Bahn gebe es 30% Frauen in Führungspositionen, Ziel sei die Parität. In Skandinavien, sagte Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der AllBright Stiftung, gebe es eine andere Arbeitszeitkultur – auch Führungskräfte könnten sich um Familie kümmern. Notwendig sei ein umfassender Ausbau der Kinderbetreuung, vor allem auch der Betreuungszeiten, betonte Gisela Erler, eine der Pionierinnen bei diesem Thema, Unternehmerin und Staatsrätin a.D. Diversität sei auch ein essentieller Faktor für Nachhaltigkeit, unter anderem weil sie zur Innovationsfähigkeit beiträgt, sagte Christian Berg vom Club of Rome. Das Gespräch moderierte Christina Bösenberg von @BCG Brighthouse. Weitere Dialogformate folgen – wir bleiben dran an diesem für Deutschlands Wirtschaft so relevanten Thema.

Helfen kann auch der Austausch zu Best Practices in Unternehmen. Lilly Deutschland hat gute Erfahrungen mit geteilter Führung gemacht – Job Sharing mit zwei Personen in Teilzeit auf einer Leitungsfunktion, erklärten Lena Jurich und Stefanie Möller. Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz habe eine eigene Kindertagesstätte und Langzeitarbeitskonten, berichtete Brigita Jeroncic. Wichtig sei die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, so die Erfahrung der Berliner Stadtreinigung, sagte Stefanie Hansen-Heidelk. Das ermögliche eine bessere Verbindung von Job und Familie oder Pflege. Für alle, aber real vor allem für die im Unternehmen so wichtigen Frauen.

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