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Sondernewsletter Wohnungswirtschaft
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+ Ergebnisse des Strategieforums + Statements von Politik und Unternehmen +
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Klimaschutz im Gebäudesektor – Neue Wege für die Wohnungswirtschaft
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
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Das Strategieforum Wohnungswirtschaft des GWD hat seit letztem Sommer Empfehlungen für den Klimaschutz im Gebäudesektor erarbeitet und ist damit auf große Resonanz bei Wirtschaft und Politik gestoßen, in vollem Bewusstsein ihrer Verantwortung für die Senkung des CO2-Ausstoßes und ganz konkret für das Leben der Menschen in Stadt und Land.
Mit ca. 18% des Wohnraums sind die Wohnungsunternehmen zentrale Akteure bei der gesellschaftlichen Transformation, bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Minderung des CO2-Ausstoßes, der sozialen Durchmischung unserer Gesellschaft und auch der Lebensqualität und (Wohn-)Gesundheit der Menschen. Dabei sind Aspekte wie dezentrale Energieversorgung und Speichermöglichkeiten, Fern- und Nahwärme, CO2-arme, nachwachsende und wiederverwertbare Baustoffe, die urbane Verdichtung oder die Rolle von Wasserstoff zentrale Punkte, um nur einige zu nennen. Und natürlich spielen Rahmen- und Marktbedingungen wie auch Finanzierungskonzepte, die durch Kommunen, Bund oder die EU gesetzt werden, eine wesentliche Rolle, damit die Unternehmen diese Aufgabe auch wirtschaftlich erfüllen können.
Die Wohnungsunternehmen gehören in vorderer Linie zu den Gestaltern der Transformation, deren Impact für die Dekarbonisierung zunehmend auch in der Finanzierung und Bewertung von Unternehmen positiven Widerhall findet, wie jetzt aktuell auch bei Blackrock (Meldung von Reuters in Englisch).
Die im Rahmen der Arbeit des Strategieforums Wohnungswirtschaft geführten Diskussionen haben nun zu konkreten Handlungsempfehlungen Klimaschutz im Gebäudesektor – Neue Wege in der Wohnungswirtschaft und einem in Kürze abzurufenden wissenschaftlichen Impuls des Deutschen Instituts für Urbanistik geführt.
Die Diskussion wird fortgesetzt, das Thema bleibt prioritär. Die nächsten Foren, schwerpunktmäßig zum Umstieg auf die quartiersbezogene Nahwärme und zu alternativen Baustoffen – den nachwachsenden wie dem Baustoffrecycling – sind bereits in Planung. Wir freuen uns auf Gespräche mit Energieerzeugern, Stadtwerken und der Bauwirtschaft.
Ihre Gabriele C. Klug
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Ergebnisse des Strategieforums und Statements von Politik und Unternehmen zu aktuellen Herausforderungen und Chancen
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Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft bekennen sich zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Im Rahmen des Strategieforums „Wohnungswirtschaft“ im Grünen Wirtschaftsdialog haben sich die führenden Unternehmen daher verabredet, einen politischen Handlungsrahmen vorzuschlagen, der das Ziel eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestandes bis 2050 ermöglichen kann und dabei für eine sozialverträgliche Ausgestaltung sorgt. Diese Empfehlungen, als weiteres Diskussionsangebot an die Politik verstanden und in der Vollversion hier zu lesen, umfassen dabei vier Zielbereiche:
1. Klimaneutralität Ein wichtiger Treiber für die Erreichung eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 wäre einerseits eine hinreichende Anreizwirkung über die CO2-Bepreisung im Rahmen eines europäischen Emissionshandels. Andererseits bedarf es eines passenden Instrumenten-Mix, der es den Unternehmen der Immobilienwirtschaft ermöglicht, wirtschaftliche Modernisierungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Ein ambitionierter Klimapfad muss daher zwingend mit einem ambitionierten CO2-Preissignal einhergehen, das die erneuerbaren Energien gegenüber fossilen Brennstoffen wettbewerbsfähiger macht und Mittel zur Reinvestition in den Gebäudebestand auslöst.
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"Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen, ist unser erklärtes Ziel und Herausforderung zugleich. Im Gebäudebereich haben wir das erkannt, die Herausforderung angenommen und uns bereits auf den Weg gemacht. Mit Modernisierungen im Bestand senken wir die Energiebedarfe und treiben durch dezentrale Versorgung die Energiewende direkt im Quartier voran. Im Neubau setzen wir auf energetische Standards und nachhaltiges Bauen. Doch dafür brauchen wir Planbarkeit und verlässliche investive Rahmenbedingungen von der Politik auf Bundes- wie EU-Ebene."
Michael Zahn CEO Deutsche Wohnen SE
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"Es freut mich, dass wir als Vonovia mit den Grünen partnerschaftlich zusammenarbeiten können, um das Megathema Klimawandel konstruktiv anzugehen. Als Unternehmen hat sich die Vonovia zu einem verbindlichen Klimapfad verpflichtet, damit unser Gebäudebestand bis 2050 klimaneutral wird. Wir wollen durch Mieterstrom, innovative Strom- und Wärmekonzepte, serielles Sanieren, den Aufbau von Ladeinfrastruktur und eine neue Sanierungstiefe diese Herausforderung meistern. Bei all diesen Anstrengungen dürfen wir die soziale Dimension des Wohnens nicht aus dem Auge verlieren und müssen dabei immer die Menschen mitnehmen."
Rolf Buch Vorstandsvorsitzender Vonovia SE
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2. Quartiersansatz Das Quartier bildet den effizientesten Handlungsrahmen für die Gestaltung der Energiewende vor Ort, in dem die dezentrale Energieversorgung mittels regenerativer Energien gestärkt werden muss. Hierbei gilt es, die Technologien der Sektorenkopplung noch breiter in den Markt zu tragen, die Mietenden an der dezentralen Energieversorgung stärker partizipieren zu lassen und entlang dich-ter Regulierung pragmatische Lösungen zu suchen. Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft bezeichnen Positionen, wie der Quartiersansatz noch stärker genutzt werden kann, um eine höhere Dynamik beim Klimaschutz zu erreichen.
3. Finanzierung Vermietende und Mietende müssen gleichermaßen beim Klimaschutz mitgenommen werden. Aufgabe der Politik ist es daher, eine Überforderung aller Beteiligten zu verhindern und geeignete Finanzierungsinstrumente zur verfügung zu stellen. Die Akzeptanz der Bevölkerung für den Klimaschutz ist allgemein hoch, kann aber schnell abnehmen, wenn es um die Verwirklichung kostenintensiver Klimaschutzmaßnahmen am eigenen Objekt geht und eine Beteiligung an diesen Kosten ansteht. Deshalb muss neben der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Maßnahmen auch eine sozialverträgliche Finanzierung an vorderster Stelle stehen. Daher werden in den Handlungsempfehlungen Konzepte zur Finanzierung des Klimaschutzes vorgeschlagen, welche die Bezahlbarkeit des Wohnens sicherstellen.
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"Eine der zentralen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben für die kommenden Jahrzehnte wird die gerechte und klug austarierte Verteilung der steigenden Energiekosten zur Entlastung unseres Energiehaushaltes und zum Schutze unseres Klimas sein. Dabei darf niemand finanziell überfordert werden. Deshalb muss eine gerechte Verteilung der Kosten auf Staat, Vermieter und Mieter für mehr Klimaschutz im Gebäudesektor in die Mitte der politischen Entscheidung rücken." Lars von Lackum Vorstandsvorsitzender LEG Immobilien AG
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"Für zukunftsorientierte Wohnungsunternehmen ist es wichtig, die große Herausforderung des Klimaschutzes in ein sinnvolles und praktikables Geschäftsmodell einbauen zu können. Nachhaltiges Wirtschaften kann nur in einem gesunden Unternehmen gelingen und Klimaschutz nur miteinander umgesetzt werden.
Sybille Wegerich Kaufmännischer Vorstand Bauverein AG Darmstadt
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4. Akzeptanz und Bezahlbarkeit Klimaschutz darf nicht gegen die Nutzer ausgespielt werden. Dies gilt nicht zuletzt auch im Woh-nungsneubau, der insbesondere in den angespannten Wohnungsmärkten gebraucht wird. Dabei bewegt sich der Neubau im Spannungsfeld der Nachhaltigkeit, der Kreislaufwirtschaft, des Res-sourcen- und Flächenverbrauchs, sowie den Komfortansprüchen der späteren Nutzer. Dies in Ein-klang zu bringen muss Aufgabe einer modernen Wohnungsbauagenda sein, welche die Ziele des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick verliert.
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Kommentar von Ulf Reinhardt, Vorstand, Wohnungsgenossenschaft Lüneburg eG
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Trotz Mieterstromgesetz werden Wohnungsunternehmen noch immer daran gehindert, Photovoltaikanlagen zu betreiben und ihren Mietern günstigen Mieterstrom zur Verfügung zu stellen. Auch das EEG 2021 beseitigt die Barriere der Gewerbesteuerinfizierung nicht. Wohnungsunternehmen verlieren weiterhin ihre Privilegien bei der Gewerbesteuer, sobald sie Mieterstromanlagen errichten und betreiben. Damit blockiert man ausgerechnet die Akteure, welche die Motivation und das Kapital besitzen, flächendeckend auf Ihren Gebäuden Photovoltaikanlagen zu installieren. Neben der Belieferung der Mieter könnte der so gewonnene Strom vor Ort über Wärmepumpen für Warmwasser sowie zum Heizen genutzt werden und somit einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten. Leider steht diese für eine Energiewende notwendige Gesetzesänderung mit dem Entschließungsantrag vom 15.12.2020 nun wieder auf der Hausaufgabenliste der Regierungskoalition. Es wäre fatal, wenn die Wohnungswirtschaft weiterhin gehindert wird, den Anteil an Erneuerbaren Energien im Gebäudebereich deutlich zu erhöhen, anstatt endlich die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, um dieses große Potenzial zu heben.
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"Mehr Zukunftsinvestitionen beim Wohnungsbau sind angesichts von Klimakrise, Pandemie und Wohnraummangel dringend notwendig. Wir brauchen jetzt öffentliche Investitionen in gemeinnützigen, klimafreundlichen und sozialen Wohnraum. Zudem müssen wir eine Bauwende einleiten. Das heißt die Bau- und Wohnungswirtschaft auf klimaneutrales Bauen, Wohnen und Planen umzustellen. So wird die Wohnungs- und Bauwirtschaft zum grünen Konjunkturmotor."
Chris Kühn, MdB Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen
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"Die rasant steigenden Preise für Bauland machen es nahezu unmöglich bezahlbare Wohnungen zu bauen. Der Umgang mit Boden ist zentral dafür, dass kostengünstiger gebaut werden kann, dass Kauf- und Mietenpreise bezahlbar sind. Ob Miet- oder Eigentumswohnung, wollen wir mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, müssen wir die bestehenden Potentiale im Innenbereich heben und nicht neue Baugebiete auf der grünen Wiese ausweisen. Die Kommunen brauchen mehr Handlungsspielräume für eine Bodenpolitik im Sinne lebenswerter und nachhaltiger Städte."
Daniela Wagner MdB Sprecherin für Stadtentwicklung Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen
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"Die Energiewende muss auch im Wärmebereich ankommen. Nur wenn wir den Wärmebedarf in unseren Gebäuden senken und erneuerbare Wärme vermehrt nutzen, machen wir uns unabhängig von Energieimporten und klimaschädlichen Brennstoffen. Der Umstieg auf klimaschonende Wärme gelingt nur dann, wenn Wohnen und Heizen bezahlbar bleiben. "
Oliver Krischer, MdB stellv. Fraktionsvorsitzender Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen
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Neben der Vollversion der Handlungsempfehlungen werden Sie auf unserer Homepage in Kürze auch das Policy Paper des Deutschen Instituts für Urbanistik konsultieren können: An dieser Stelle
Der Grüne Wirtschaftsdialog wird auch in Zukunft eng mit der Wohnungswirtschaft zusammenarbeiten, die nächsten Foren sind bereits in Planung. Anvisierte Schwerpunkte sind u.a. der Umstieg auf die quartiersbezogene Nahwärme und alternative Baustoffe.
Wir freuen uns, wenn Sie Interesse haben, an diesen Diskussionen teilzunehmen und Ihre Perspektiven zu diesen Themen einzubringen – kontaktieren Sie uns dazu gerne unter info@g-wd.de.
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Schlussredaktion: Anna Cebotareva Grüner Wirtschaftsdialog e.V. Friedrichstr. 55a 10117 BERLIN Deutschland
+493020219404 info@g-wd.de www.gruener-wirtschaftsdialog.de Vorsitzender: Dr. Thomas Gambke Geschäftsführerin: Gabriele C. Klug Steuernummer: 17/434/07756 Bankverbindung: GLS Bank Bochum IBAN DE86 43060967 1233304800
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