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Newsletter 02/2021 - 5. März
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Klaus Stratmann kommentiert im Handelsblatt vom 1. März diesen Jahres: „Im Gegensatz zu den Grünen hat die SPD keine klare Industriestrategie.“ Basis für diese Einschätzung ist offensichtlich der am 23. April von der Grünen Fraktion vorgelegte Antrag zur Industriepolitik. Was aber macht die Industriestrategie der Grünen genau aus? Ein zentraler Begriff wird immer wieder aufgeführt: Fairer Wettbewerb. Anders als vielfach beschrieben setzt die Grüne Industriestrategie auf Markt und Wettbewerb. Grüne haben verstanden, dass die ökologisch-soziale Reform der Wirtschaft nicht (allein) mit Förderung und Staatshilfe durchgeführt werden kann. Private Mittel müssen eingesetzt werden, um die ökologisch-soziale Reform umzusetzen. Nur dann kann der beängstigend schnell voranschreitende Klimawandel und der viel zu hohe aktuelle Ressourcenverbrauch gestoppt werden.
Um die Bundesrepublik bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen und bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf die Straße zu bringen braucht es mehr als nur Forderungen wie den stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien oder der umfassenden Energieversorgung aus nachhaltiger Erzeugung bis 2040. Gut gemeinte Ziele, aber auch wohlfeile Forderungen. Die Grünen hingegen haben verstanden: Entscheidend ist allein die Umsetzung. Es müssen konkrete Maßnahmen entwickelt werden, wobei es sorgfältiger Abstimmungsprozesse bedarf, um die notwendigen Rahmenbedingungen festzulegen – das hat u.a. das Fachforum ‚Energieintensive Grundstoffindustrie‘ im GWD gezeigt. Ein Beispiel: Es werden WTO-konforme Grenzausgleichsmaßnahmen oder gleichwertige Instrumente gefordert, um die Grundstoffindustrie vor unfairem Wettbewerb zu schützen und den ökologischen Umbau – marktwirtschaftlich! – zu ermöglichen. Eine klare und gut begründete Forderung der Industrie, daher im Antrag der Grünen Fraktion aufgenommen. An vielen Stellen muss sicher noch weiter gefeilt und auch gestritten werden, aber mit einem klaren Ziel: Entscheidung und Umsetzung.
An dieser Stelle noch ein Nachtrag zu unserem letzten Newsletter: Das angekündigte Impulspapier des Difu zum Strategieforum Wohnungswirtschaft ist nun auf unserer Homepage abrufbar: Link
Ihr Thomas Gambke
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Fachforum Sustainable Finance
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Bilanzierung und Bewertung für die Transformation - ein Gedankenaustausch
Am 20. Januar diesen Jahres tagte das Fachforum „Sustainable Finance“ des Grünen Wirtschaftsdialogs in seiner ersten Jahressitzung. Zum Thema “Bilanzierung und Bewertung für die Transformation” begrüßte Gabriele C. Klug Mitglieder und Gäste aus Politik und Unternehmen der Finanz- und anderer Branchen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage, wie Rechnungslegung für alle Branchen fortentwickelt werden muss, um Bewertungen und Risiken von Unternehmen unter dem Gesichtspunkt der Erfassung wirklicher Kosten, Risiken und Werte neu zu justieren, also Rolle und Schärfung von Bilanzierungsgrundsätzen und Bewertungen in Unternehmen, Banken und dem öffentlichen Sektor vor dem Hintergrund der Transformationsprozesse zu beleuchten.
Welche Fortentwicklung der Bilanzierungsgrundsätze und der Bewertung von Unternehmen, Banken und dem Öffentlichen Sektor ist notwendig, um eine Grundlage zu schaffen, welche die Risiken und Chancen der Transformation realistisch abbildet?
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"Sustainable Finance muss in einem ersten Schritt aufbauen auf bilanzieller Transparenz. Ich empfehle denjenigen Unternehmen, die keine Stranded Assets zu verbergen haben, hier voranzugehen und ihrem Jahresabschluss ausdrücklich als Grundprämisse das Pariser Klimaabkommen zugrunde zu legen. Denjenigen Unternehmen, die bislang keine konsistente Strategie in Bezug auf Klimarisiken haben, seien mindestens interne finanzdatenbezogene Szenarioanalysen anzuraten, wie es auch den TCFD-Empfehlungen entspricht.“ Dr. Janine von Wolfersdorff Finanzexpertin und Steuerberaterin
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Welche Fortentwicklung der Bilanzierungsgrundsätze und der Bewertung von Unternehmen, Banken und dem Öffentlichen Sektor ist notwendig, um eine Grundlage zu schaffen, welche die Risiken und Chancen der Transformation realistisch abbildet?
In ihrem Impuls ging die Finanzexpertin und Steuerberaterin Dr. Janine von Wolfersdorff dieser Frage auf den Grund und stellte Kernelemente einer fortentwickelten Rechnungslegung vor. Demnach müssen Jahresabschlüsse mit Blick auf das Erreichen der Pariser Klimaziele, der Umsetzung des European Green Deals und der Finanzmarktstabilität aussagekräftig sein. Eine bessere Transparenz in der Rechnungslegung von Unternehmen wird eine entscheidende Rolle in der Diskussion um Sustainable Finance spielen.
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"ESG-Accounting kann nicht nur ein wichtiger Baustein für nachhaltige Investments am Kapitalmarkt sein. Es kann auch dabei helfen, dass Unternehmen entlang der Rechnungslegung soziale und ökologische Ziele ins Zentrum ihrer Geschäftsmodelle rücken."
Dr. Danyal Bayaz, MdB Startup-Beauftragter und Leiter des Wirtschaftsbeirats Bundestagsfraktion B90/Die Grünen
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Ein True Cost Accounting und die Verständigung auf entsprechende Regeln ist nötig, um ausgelagerte und versteckte Kosten - wie auch Werte - von Produkten offenzulegen. Die einfachste Form eines True Cost Accountings ist ein Carbon Accounting auf Produktebene mit Transparenz für den Verbraucher. Bessere Transparenz über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und auch Investitionen in Transformation müssen traditionelle Rechnungslegung ergänzen. Eine solche Fortentwicklung der Rechnungslegung birgt viele Chancen für die Etablierung einer resilienten und zukunftsfähigen Wirtschaft in sich und kann dafür sorgen, dass durch Transparenz ein faires “Level Playing Field” für Unternehmen entsteht.
Ergänzend dazu kommentierte Dr. Danyal Bayaz, MdB, den Beitrag aus einer politischen Perspektive. Er betonte, dass gerade jetzt ein geeigneter Zeitpunkt ist, Bilanzierungsgrundsätze neu zu justieren, da der Wirecard-Skandal eine Diskussion über den Reformbedarf bei Corporate Governance, Rechnungslegung und Finanzaufsicht ausgelöst hat.
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Kommentar von Walter Kohl, Unternehmer und Autor
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Eine erfolgreiche ökologische Transformation der Wirtschaft kann nur durch Anreize gelingen. Wenn das Ziel die Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 mit den dazu notwendigen Maßnahmen im Bereich Klimawandel, Artenschutz, Ressourcenschonung etc. ist, dann müssen Unternehmen zukünftig bilanziell und steuerlich für ökologisch vorbildliches Verhalten belohnt werden und nicht de facto - wie heute üblich - bestraft werden. Ökologisches Verhalten muss letztlich zu Wettbewerbsvorteilen und einer besseren Unternehmenszukunft führen. Deshalb sind der Aufbau, die gesetzliche Verankerung im Rahmen des Green Deals der EU und die praktische Umsetzung eines gesamtheitlichen ESG-Accountings, also einer Rechnungslegung, die die bisherige, rein finanzgetriebene Rechnungslegung um ökologische, soziale und gesellschaftliche Inhalte wie CO2-Abdruck, faire Bezahlung der Mitarbeiter, Sicherheit am Arbeitsplatz etc. erweitert, zwingende Erfolgsfaktoren. Nur wenn wir externe Effekte internalisieren und zugleich eine solche Internalisierung zum Teil des zukünftigen Unternehmenserfolges machen, schaffen wir die Paris-Vorgaben und können unserer Verantwortung gegenüber den Menschen und der Natur gerecht werden.
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Zur Eröffnung der Diskussion gaben Thomas Jorberg (Vorstandssprecher der GLS Bank) und Johannes Pockrandt (Head of Government Affairs Europe bei der Deutschen Bank) einen Einblick in die Perspektive der Banken und zeigten beispielsweise auf, wie wichtig Transparenz und Informationen über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und die Resilienz eines Unternehmens sind, um sowohl deren ökologische Transformation mit zu begleiten als auch langfristig belastbare Entscheidungen in der Kreditvergabe zu treffen.
Trotz des eher technisch anmutenden Themas stieß die Veranstaltung auf große Resonanz, aus Vorträgen und Diskussion kristallisierten sich viele Anknüpfungspunkte für künftige Aktivitäten heraus. Der Grüne Wirtschaftsdialog plant daher zeitnah weitere Formate zur fortlaufenden Vertiefung des Themas.
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"Die rechtlich vorgeschriebenen Standards für die laufende Buchhaltung und dem daraus resultierenden Jahresabschluss bilden nicht den ökologischen und sozialen Werteverzehr ab, und, sofern vorhanden, auch nicht die ökologischen und sozialen Leistungen der Unternehmen. Langfristige Zielsetzung muss sein, dass diese Aspekte Eingang in das "normale" Rechnungswesen und die Jahresabschlüsse der Unternehmen finden - als zusätzliche Transparenz neben dem, was rechtlich verpflichtend ist.
Erst wenn systematisch Informationen auch über externe Verbräuche und Leistungen der Unternehmen vorliegen, besteht gesamtwirtschaftlich die Chance des sukzessiven, systematisch motivierten Umsteuerns in eine nachhaltige und auch soziale Wirtschaftsweise." Dr. Stephan Bannas Unternehmer und Steuerexperte
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Wir freuen uns, wenn Sie Interesse haben, an diesen Diskussionen teilzunehmen und Ihre Perspektiven zu diesen Themen einzubringen – kontaktieren Sie uns dazu gerne unter info@g-wd.de.
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Abschlussbericht des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung
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Kommentar von Kristina Jeromin Geschäftsführerin Green and Sustainable Finance Cluster Germany e.V.
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Der Bericht des Sustainable Finance Beirats ist eine historische Chance. Er bildet das Fundament zur Etablierung eines zukunftsfähigen Finanzsystems als zentrale Säule einer langfristig wettbewerbsfähigen wirtschaftlichen Wertschöpfung. Klima- und Naturschutz und die Durchsetzung hoher sozialer Standards werden nach wie vor viel zu häufig gegen ökonomische Interessen und Erfolgsversprechen ausgespielt. Dabei sind es zwei Seiten der gleichen Medaille. Nur eine Ökonomie, die die Grenzen unseres Planeten achtet und uns Menschen langfristig dient, hat eine Zukunft. Es ist die Aufgabe und Verantwortung der Politik den Wandel hin zu eben solchen Wirtschaftsstrukturen mutig zu gestalten. In Zeiten des globalen Wettbewerbs und der sich stetig verschärfenden Klimakrise sind Stillstand und Zögerlichkeit ein nicht hinnehmbares Risiko. Es bedarf ambitionierter Transformationspfade, der transparenten Orchestrierung der vielfältigen und teilweise gegenläufigen Interessen UND verlässlicher Finanzierungsstrategien. Hier setzen die 31 Empfehlungen des Beirats an. Die Bundesregierung ist nun zum zügigen Handeln verpflichtet.
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Mitglied im Profil – Rheinmetall
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Rheinmetall ist ein börsennotierter Technologiekonzern in den Bereichen umweltschonender Mobilität und Sicherheitstechnik. Wir sind bekannt als Partner und hoch qualifizierter Ausrüster unserer Bundeswehr und der Streitkräfte unserer Verbündeten. Wir bringen europaweit Firmen zusammen und leben so die europäische Integration. Wir sind Ausrüster der zivilen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Unser Motto dabei ist: Wir schützen die, die uns schützen. Seit Beginn der Pandemie auch mit persönlicher Schutzausrüstung und anderen Gesundheitsprodukten. Wir gehören weltweit zu den Technologieführern im Bereich der Abgasreduzierung, aber inzwischen auch der Elektrifizierung und der Brennstoffzellentechnologie. An unseren 129 Standorten arbeiten ca. 30.000 Menschen an den besten Lösungen für bedrohungsgerechte Sicherheit und nachhaltige Mobilität.
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Unser Standpunkt zu Nachhaltigkeit In den vergangenen Jahren haben wir unsere Aktivitäten im Bereich Compliance sukzessive verstärkt und eine weltweite Organisation aufgebaut. 2035 soll die Rheinmetall Group Co2-neutral sein – das ist unser Beitrag zum Klimaschutz. Zur objektiven Verfolgung dieses Ziels treten wir der Science Based Target Initiative bei. Zudem werden wir uns dem UN Global Compact anschließen. Taten – nicht nur Worte: Vorstand und Führungskräfte werden an der Erreichung nicht-finanzieller Ziele gemessen.
Das bringt uns zum GWD Wir wollen mehr miteinander reden. Wir wollen erklären, was uns bewegt und wir wollen lernen, wie wir erfolgreicher Teil einer gemeinsamen Anstrengung für eine lebenswertere Zukunft werden können. Die Folgen des Klimawandels, neue Konflikte und aktuell die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie stellen die Menschheit vor Anstrengungen, die nur miteinander bewältigt werden können. Dafür sehen wir im GWD eine gute Plattform.
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Diskussion um Spitzenlastglättung
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Dr. Christoph Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung Netze BW warnt vor Netzüberlastung durch gleichzeitig ladende E-Autos
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"Der Stromausfall trifft alle" lautet der Titel des Artikels im Tagesspiegel Background Verkehr vom 1. März, in dem Dr. Christoph Müller vorrechnet, warum ein schnelleres Wachstum von Elektromobilität auch einen schnelleren Netzausbau notwendig macht. Wo das nicht geht, müssen Regeln für Engpassbewirtschaftung gefunden werden - schon jetzt.
Zum Artikel
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Wir stimmen zu: Die Frage nach der Spitzenlastglättung muss vorausschauend und transparent diskutiert werden. Wenn Sie Interesse daran haben, diesem Thema mit uns gemeinsam nachzugehen, kontaktieren Sie uns gerne unter info@g-wd.de.
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Am 8. März ist Weltfrauentag - ein Datum, um daran zu erinnern, dass es in den Führungspositionen der Wirtschaft immer noch sehr wenige Frauen gibt. Der im Januar von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf für ein Zweites Führungspositionen Gesetz (FüPoG II) mag Anlass zur Hoffnung geben, aber dennoch weisen wir gerne noch mal auf die aktuelle Situation in schnellen Zahlen, gut aufbereitet von der AllBright Stiftung hin: Zur Homepage der Stiftung
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09.03. - Fachforum Sustainable Finance: Privates Kapital für die Transformation Videokonferenz
18.03. - Fachforum Security & Defence: Ressourcensicherheit und Lieferketten Videokonferenz
15.04. - Fachforum Neue Arbeit & Neue Qualifikation: Zu Gast bei TransnetBW Videokonferenz
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Schlussredaktion: Anna Cebotareva Grüner Wirtschaftsdialog e.V. Friedrichstr. 55a 10117 BERLIN Deutschland
+493020219404 info@g-wd.de www.gruener-wirtschaftsdialog.de Vorsitzender: Dr. Thomas Gambke Geschäftsführerin: Gabriele C. Klug Steuernummer: 17/434/07756 Bankverbindung: GLS Bank Bochum IBAN DE86 43060967 1233304800
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