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II. Sondernewsletter Automotive
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+ Statements von Politik und Industrie zu aktuellen Herausforderungen und Chancen +
Ergebnisse des Fachforums + Gemeinsames Positionspapier +
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Die Zukunft der Automobil- und Zulieferindustrie
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
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Kaufanreize, Lkw-Abwrackprämie, Ladesäulen. Darauf haben sich die Kanzlerin und die Autolobby beim „Autogipfel“ am 18. November geeinigt. Dafür sollen die drei Milliarden Euro ausgegeben werde. So wichtig – und so umstritten – die Anschubfinanzierung in eine fossil-freie Mobilität ist, so wenig genügen die beschlossenen Maßnahmen dem wichtigen Ziel, die notwendige Transformation der Industrie sowohl in den sozialen Implikationen für die Beschäftigten als auch den Änderungen für den Einzelnen zu ermöglichen. Und so wenig beschreiben sie den notwendigen Rahmen, der nachhaltige Geschäftsmodelle ermöglicht als Grundvoraussetzung für langreichweitige Investitionen. Die Automobilindustrie und ihre Zulieferer sind da weiter – wie im offenen Dialog der Industrie mit der Politik im Fachforum Automobil- und Zulieferindustrie des Grünen Wirtschaftsdialogs sichtbar wurde. In der öffentlich geführten Debatte entsteht oft der Eindruck unvereinbarer Positionen – der Dialog offenbart Lösungspfade. Darüber berichtet der vorliegende ‚Sondernewsletter Automotive‘. Wir sind gespannt, wie er aufgenommen wird und freuen uns auf die Fortsetzung des Dialogs – als Grundvoraussetzung für die Erarbeitung des erforderlichen Rahmens für die Transformation der Autoindustrie in den zukünftigen Mobilitätsmarkt.
Ihr
Thomas Gambke
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Statements von Politik und Industrie zu aktuellen Herausforderungen und Chancen
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In Anbetracht der Wichtigkeit der Branche freuen wir uns sehr, dass im Fachforum Automobil- und Zulieferindustrie eine Vielfalt von Expert*innen aus Wirtschaft und Politik ihre Perspektive einbringen. Die folgenden Beiträge illustrieren, dass trotz unterschiedlicher Hintergründe ein gemeinsames Verständnis der technologischen Disruptionen besteht und gleichzeitig die Ziele des Klimaabkommens von Paris von zentraler Bedeutung sind.
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"Wir brauchen bei der Transformation der Autoindustrie mehr Tempo, sonst werden wir die Klimaziele nicht erreichen. Dabei müssen Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz und Beschäftigung zusammengehen. Mehr Geschwindigkeit beim Klimaschutz heißt deswegen auch mehr Unterstützung und mehr Engagement des Staates. Dazu gehört, den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur und den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Die Anstrengungen für eine vernünftige Batterieproduktion in Deutschland müssen intensiviert, die Absicherung der Beschäftigten durch eine Qualifizierungs-Kurzarbeit verbessert werden."
Anton Hofreiter, MdB
Fraktionsvorsitzender
Bundestagsfraktion B90/Die Grünen
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"Uns allen ist klar: Die deutsche Automobil- und Zuliefererindustrie wird langfristig nur dann erfolgreich und wettbewerbsfähig sein, wenn sie nachhaltig ist. Dazu bedarf es eines grundsätzlichen Umdenkens, das auch vor etablierten Produktionsverfahren nicht haltmacht. Denn Digitalisierung, Vernetzung und Künstliche Intelligenz bieten auch in der Serienfertigung riesige Chancen. Unser Segment ist hierfür das beste Beispiel: Der industrielle 3D-Druck macht Produktion bereits heute effizienter, emissionsärmer und flexibler. Bei EOS nennen wir das ‚Responsible Manufacturing‘. Damit neue Technologien in der Breite ankommen, müssen jedoch alle Akteure an einem Strang ziehen. Staat und Politik können hierfür die Weichen stellen. Beginnend mit der Aus- und Weiterbildung dringend benötigter Fachkräfte, über eine deutlich vereinfachte, flexiblere Förderpolitik bis hin zu konkreten Kaufanreizen für ressourcenschonende Fertigungstechnologien. Für Transformation braucht es Kreativität und die entsteht am besten im Dialog – dafür bietet der GWD die richtigen Formate.“
Marie Langer
Executive Board Member & CEO
EOS GmbH
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Foto: Stella Traub
"Die Automobilwirtschaft befindet sich in einem Zangengriff der Corona-Pandemie auf der einen Seite und den Herausforderungen der dringend notwendigen ökologischen Transformation auf der anderen.
Jetzt muss es darum gehen, Zukunftschancen zu ergreifen. Nur wenn die Automobilindustrie ohne Wenn und Aber auf Innovationskurs geht und klimaverträglich wird, hat sie eine Chance.
Das Auto von morgen fährt mit Erneuerbaren, digital vernetzt und zunehmend autonom. Hier können und müssen wir einen Führungsanspruch anmelden.
So positiv es ist, dass die Kaufprämie für E-Autos verlängert wurde – aber auch beim Ladesäulenausbau muss jetzt mit Nachdruck gehandelt werden und ohne einen deutlich ambitionierteren Ausbau der Erneuerbaren Energien kommen wir nicht weit.
Statt bei E-Autos immer wieder das Haar in der Suppe zu suchen, muss auch von der Bundesregierung anerkannt werden, dass sich im Wettbewerb offensichtlich der batterieelektrische PKW durchsetzt. Noch haben wir eine Chance, dabei großes Jobpotenzial zu entwickeln: Nach einer Studie der Boston Consulting Group muss es dazu gelingen, die Batterieproduktion und -wiederverwertung hierzulande breit aufzubauen."
Dieter Janecek, MdB
Sprecher für digitale Wirtschaft & Industriepolitik
Bundestagsfraktion B90/Die Grünen
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"Die neuen Klimaziele, die derzeit auf europäischer Ebene diskutiert werden, sind grundsätzlich erreichbar und werden auch von der Industrie mitgetragen. In Zeiten der Pandemie sind sie eine zusätzliche schwerwiegende Belastung für die Branche. Doch die Antwort auf die Frage, welche Konsequenzen das für die Industrie und Gesellschaft nach sich zieht, vermeiden im Moment sehr viele.
Für den Automobilsektor bedeutet dies, dass wir künftig einen Anteil von etwa 65 Prozent an batterie-elektrischen Fahrzeugen brauchen. In dieser Größenordnung sprechen wir nicht mehr von einem Technologiewandel, sondern von einem Technologiebruch. Wenn der Verbrennungsmotor so bewusst ins Aus gestellt wird, müssen wir auch darüber sprechen, was das für bestehende Produktionsstandorte in Deutschland bedeutet. Daher ist die Diskussion hier so wertvoll!"
Judith Kleinemeyer
Government and Community Relations
Ford-Werke GmbH
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"Nachhaltigkeit steht zu recht in der Mitte des gesellschaftlichen Diskurses. Schaeffler unterstützt die nachhaltige CO2-Reduktion grundsätzlich und treibt dieses Ziel aktiv voran.
Im Verkehrssektor sind innovative Antriebstechnologien der Schlüssel für eine erfolgreiche und nachhaltige CO2-Reduktion, die vom Endkunden finanziert und mitgetragen wird. Darüber hinaus wird das autonome Fahren das Mobilitätsverhalten entscheidend ändern, mit weiterem CO2-Reduktionspotential.
Die Verkehrswende ist mit der Energiewende untrennbar verknüpft. Der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien ist essentiell für den Erfolg der Klimaschutzanstrengungen. Für einen nachhaltigen – ökologisch wie ökonomisch – Erfolg muss die globale Perspektive eingenommen werden. Das gilt für die Verkehrs- wie auch für die Energiewende. Als international tätiger Automobil- und Industriezulieferer bietet die Schaeffler Gruppe für beide herausfordernden Transformationsprozesse innovative Produkte und Lösungen an.
Es ist informativ und wertvoll, diese wichtigen Themen in einer heterogenen Diskussionsrunde zu betrachten, sich zu unterschiedlichen Denkansätzen auszutauschen und die entsprechenden Hintergründe zu diskutieren. Dies gelingt dem Grünen Wirtschaftsdialog äußerst konstruktiv. "
Eike Christian Todsen
Head of Global Risks and International Affairs
Schaeffler AG
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Beim Individualverkehr der Zukunft werden batterieelektrische Fahrzeuge eine entscheidende Rolle einnehmen,
was
jedoch stark von
der Ladeinfrastruktur abhängt. Wichtig ist hier auf der einen Seite ein einheitliches Bezahlsystem an den Ladesäulen. Wie in jedem Supermarkt, wie in jeder Bäckerei, wie überall – das Laden kann ganz einfach mit der Giro- oder Kreditkarte erfolgen. Es sollten weder Zeitverzug noch zusätzliche Kosten entstehen.
Auf der anderen Seite müssen wir auch beim heutigen Ausbau und dessen Förderung die langfristige Dynamik im Wettbewerb berücksichtigen. Um nicht nur Monopolisten zum Zuge kommen zu lassen, müssen die Finanzierungsbedingungen so gestaltet werden, dass auch viele verschiedene und kleinere Player in die Lage versetzt werden, einzusteigen. Das sorgt dann
für eine faire Preisbildung am Markt. Und davon profitieren alle.
"
Roland Schüren
Inhaber, Ihr Bäcker Schüren
Geschäftsführer, Ladepark Kreuz Hilden GmbH & Co KG
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Ergebnisse des Fachforums
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Die Einhaltung der Klimaziele und der damit notwendigen ökologischen Transformation der Gesellschaft muss in drei entscheidenden Bereichen erfolgen: Industrie, Wärme/Klimatisierung, Verkehr. Der Mobilitätssektor und damit auch die Automobil- und Zulieferindustrie stellen einen großen Hebel dar, um die Wirtschaft insgesamt auf einen ökologisch nachhaltigen Wachstumspfad umzustellen. Daher sind die Unternehmen dieses Sektors für den Grünen Wirtschaftsdialog zentrale Gesprächspartner. Dieses gilt auch und insbesondere wegen der Bedeutung für Arbeit und Beschäftigung in Deutschland.
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Anspruch des Fachforums Automobil- und Zulieferindustrie war, die Vielfältigkeit der Wertschöpfungskette abzubilden. In mehreren Veranstaltungen kamen Vertreter*innen der unterschiedlichsten Unternehmen zusammen, vom mittelständischen Maschinenbau über den Tier 1 Zulieferer bis zum OEM. Weiterhin wurden Arbeitnehmervertreter*innen, Automobilcluster und wissenschaftliche Institutionen in den Dialog einbezogen.
Das Fachforum Automobil- und Zulieferindustrie gestaltete die inhaltliche Ergebnisfindung entlang dreier Dimensionen:
Ergebnis 1: Ein gemeinsames Verständnis der Entwicklung am Automobilmarkt
Wichtig ist gemeinsames Bild davon, welchen
Veränderungsprozessen
sich das
Produkt Automobil
unterworfen sieht. Hier stehen die Veränderung der Antriebstechnologie und das vernetzte/autonome Fahren im Vordergrund.
Der
Mobilitätsmarkt
ist
nachfrage- und angebotsseitig
im Umschwung. Geänderte Konsumgewohnheiten auf der einen Seite und ein großer Konsolidierungstrend auf der anderen Seite prägen das Bild.
Schließlich ist auch die Politik ein wichtiger Stakeholder. Wichtiger Diskussionspunkt im Fachforum war, wie die
Rolle der Politik
aussehen kann, um der deutschen Mobilitätsindustrie in eine erfolgreiche Zukunft zu verhelfen.
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Ergebnis 2: Gemeinsame Prioritäten und Zielbilder
Erklärtes Ziel war es, Prioritäten zu finden, welche als Grundlage für Lösungsfindungsprozesse von allen Teilnehmer*innen unterstützt werden. Ergebnis ist ein unmissverständlicher Dreisatz:
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Einhaltung der Klimaziele von Paris
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Mobilitätsstandort Deutschland langfristig stärken
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Sozialverträgliche Gestaltung der Transformation
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Ergebnis 3: Instrumente, um die Industrie in ihrem Wandel zu begleiten
Die Teilnehmer*innen des Fachforums haben konkrete Vorschläge für eine nachhaltige Verkehrswende stets in den Vordergrund gestellt, um in einem kollaborativen Prozess die wichtigsten Instrumente zu identifizieren. Diese reichen von ganz konkreten Maßnahmen in der
Regulation
von Antrieben bis hin zu indirekten Steuerungsmechanismen über die
Handels- und Entwicklungspolitik
. Als entscheidende politische Steuerungsinstrumente können
Strukturpolitik und Infrastruktur
sowie
Bildungspolitik
hervorgehoben werden.
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Ergebnisse bis heute und nächste Schritte
Wir laden Sie dazu ein, die Ergebnisse des Fachforums im Positionspapier unter folgendem Link zu konsultieren:
AZI-Positionspapier
Der Grüne Wirtschaftsdialog wird auch in Zukunft eng mit der Automobil- und Zulieferindustrie zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungen auf dem Weg in die ökologisch-soziale Marktwirtschaft zu entwickeln. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und laden die Unternehmen der Industrie ein, sich mit uns in Kontakt zu setzen.
Ansprechperson:
Kaspar Filipp
Referent für Themenentwicklung
filipp@g-wd.de
Tel.: 030 20219404
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Und da Dialog am besten miteinander und in alle Richtungen funktioniert, freuen wir uns besonders über Anregungen aus den Reihen unserer Mitglieder. Ihre Rückmeldungen und Ideen können die gemeinsame Arbeit nur bereichern und befruchten.
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