+ Milliarden für den Aufbau + Fachforum Energieintensive Grundstoffindustrie + Senkung der EEG-Umlage + DKB im Mitgliederprofil +
Interview Stefan Unterlandstättner +
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Editorial – Milliarden für den Aufbau
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
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er durch die Corona-Pandemie verursachte globale Rückgang der Wirtschaftsleistung wird größer sein als alle krisenbedingten Einbrüche in der Nachkriegszeit. Die Aufbauleistung und die dafür notwendigen Beträge werden in ihrer Dimension den Herausforderungen der ersten Nachkriegszeit entsprechen.
Vor 75 Jahren ging es um die elementaren Bedürfnisse der Menschen: Ein Dach über dem Kopf und genügend Essen auf dem Tisch. Heute sind die Bedürfnisse der Menschen nicht minder elementar: Die Gesundheit schützen in Zeiten einer neu entstandenen Gefährdung durch Pandemien. Das Leben schützen angesichts einer durch Ressourcenverbrauch drohenden Klimakatastrophe. Die Milliarden für den Wiederaufbau müssen so investiert werden, dass diese Bedürfnisse nach Gesundheit und Sicherheit, Wohlstand und Lebensqualität nachhaltig erfüllt werden können. Dies kann nicht dadurch gelingen, dass das bisherige Wirtschaftssystem weitergeschrieben wird, sondern nur durch eine konsequente Transformation hin zur ökologisch-sozialen Marktwirtschaft. Produkte, Strategien und Geschäftsmodelle müssen dahingehend überprüft werden und teilweise neu entwickelt, entschieden und organisiert werden.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass unser Wohlstand der letzten Jahrzehnte in einem europäischen Kontext gewachsen ist, mit starken Partnern und starken Märkten. Eine europäische Perspektive ist daher unerlässlich – bei den Diskussionen um Wiederaufbau-Programme ebenso wie bei den Rahmenbedingungen für nachhaltige Wirtschaftsweisen – das spiegelt sich auch in den Ergebnissen unserer Fachforen wider. Wir freuen uns darauf, den Austausch mit Ihnen in den kommenden Wochen zu vertiefen und konkrete Vorschläge zur Umsetzung auszuarbeiten.
Ihr
Thomas Gambke
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Wie vermeiden wir Carbon Leakage?
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Ergebnisse Fachforum Energieintensive Grundstoffindustrie
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Nachdem im November vergangenen Jahres über die Bandbreite an Herausforderungen und Lösungsansätze bei der industriellen Dekarbonisierung gesprochen wurde, vertieften die Mitglieder des Fachforums beim virtuellen Treffen im April die
Diskussion konkreter Instrumente
zur Schaffung eines CO2-Leitmarktes und zur Vermeidung von Carbon Leakage. Dabei waren auch
MdBs Ingrid Nestle,
energiepolitische Sprecherin,
und Dieter Janecek
, Sprecher für Industriepolitik und Digitalisierung der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen.
Ziel der Gespräche ist es, Rahmenbedingungen zu entwickeln, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit, also ein
‚level playing field‘ für die Grundstoffindustrie
absichern. Zu diesem Zweck wurde das Instrument der Border Carbon Adjustments (BCAs) entwickelt, welches sowohl auf nationaler, als auch europäischer Ebene intensiv diskutiert wird.
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Prof. Karsten Neuhoff
präsentierte ein
vom DIW entwickeltes Modell
, das über eine Kombination von steuerlichen Klimabeiträgen, Carbon Contracts for Difference und grünen Standards bei der öffentlichen Beschaffung, viele Nachteile klassischer BCAs löst. Eine Ergänzung des EU-Emissionshandels um einen Klimabeitrag auf alle heimischen und importierten Produkte würde nicht nur die Vermeidungskosten von Emissionen vollständig internalisieren und Carbon Leakage verhindern, sondern wäre auch kompatibel mit dem WTO-Handelssystem und erfordere einen überschaubaren bürokratischen Aufwand. Das Modell des Klimabeitrages stieß auf großes Interesse, Details und Umsetzung wurden intensiv im Fachforum diskutiert.
Neben dem Thema BCAs wurde von mehreren Teilnehmer*innen auf die Bedeutung von weiteren alternativen Ansätze wie Werkstoffsubstitution, Materialeinsparungen und Wiederverwendbarkeit von Produkten hingewiesen. Als wichtige Rahmenbedingung wurde die Internalisierung der Emissionskosten über die gesamte Wertschöpfungskette genannt, um hierfür die gewünschten Anreize zu schaffen. Darüber hinaus wurde von den Teilnehmer*innen auf die hohe Bedeutung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft für die Grundstoffindustrie hingewiesen.
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"Wir brauchen eine breite Allianz der Sachlichkeit mit Politikern, Experten und Unternehmern um eine klimaneutrale Industrie 2050 zu erreichen."
Ingrid Nestle, MdB
Sprecherin für Energiepolitik, Bündnis 90/Die Grünen
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Angesichts des straffen Zeitplans zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele wurde die Notwendigkeit einer breiten Allianz aus Politikern, Experten und Unternehmern betont, um zielgerichtete Lösungsansätze für eine klimaneutrale Industrie voranzubringen. Die Mitglieder im Fachforum Energieintensive Grundstoffindustrie haben sich deshalb vorgenommen, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, um möglichst schon
im Sommer einen Maßnahmenkatalog präsentieren
zu können. Ein enges Zeitfenster, das auch deshalb gewählt wurde, weil nach der Überwindung des aktuellen Corona-Shutdowns die Chance besteht, bei einem Neustart der Wirtschaft nachhaltige und in Hinblick auf Klimaschutz notwendige Vorgehensweisen umso konsequenter umzusetzen.
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Die Wirtschaft muss wieder in Gang kommen und stabilisiert werden. Viele Branchen müssen sich dabei auf langfristig veränderte Rahmenbedingungen einstellen. In dieser Dynamik gilt es, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen. Dazu zählt nach Auffassung vieler Unternehmen eine
Neuordnung des Strommarktes
.
Im Beschluss des ersten digitalen Parteitags der Grünen wird die „Senkung der EEG-Umlage ab dem 1. Juli 2020 um fünf Cent je Kilowattstunde“ gefordert. Dadurch sollen Bürger und insbesondere mittelständische Unternehmen von einem niedrigeren Strompreis profitieren und motiviert werden, auf klimaneutrale Technologien umzusteigen.
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Foto: Sebastian Vollmert
"Die Politik diskutiert derzeit eine Absenkung der EEG-Umlage, um private Haushalte und Wirtschaftsunternehmen zu entlasten. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war und ist Wegbereiter für den erfolgreichen Ausbau erneuerbarer Energien und sollte auch weiterhin für die Erreichung der EE-Ausbauziele bestehen bleiben. Eine Senkung der EEG-Umlage in bestimmten Konstellationen der Energiewirtschaft ist jedoch notwendig, um eine positive Wirkung auf den Markthochlauf für die Erzeugung von Wasserstoff oder den Einsatz von Power-to-Heat-Anlagen zu erwirken. Wenn die Politik über niedrigere Strompreise die Kaufkraft anreizen möchte, dann sollten auch andere staatliche Abgaben (wie bspw. die Strom- und die Mehrwertsteuer) eine Rolle in der Debatte spielen. Eine grundlegende Überarbeitung des Preissystems im Strommarkt ist aus Sicht von EWE erforderlich."
Stefan Dohler
Vorstandsvorsitzender, EWE AG
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Eine Änderung im EEG muss aufgrund der Komplexität der Regelungen für einzelne Branchen in den Wirkungen bewertet und zielgenau vorgenommen werden. Der Grüne Wirtschaftsdialog ist in einer intensiven Diskussion mit der Wirtschaft, um hier die angemessenen und den Markt lenkenden Rahmenbedingungen zu entwickeln und der Politik vorzuschlagen. In einer aktuellen Debatte über die notwendige konjunkturelle Unterstützung der Unternehmen sollten wir aber die
Bedeutung der Ordnungspolitik für mehr Markt und mehr Wettbewerb
nicht aus den Augen verlieren
. Dies ist die Grundlage für nachhaltige Geschäftsmodelle in der Erzeugung sowie langfristig kompetitive Strompreise für Industrie und Verbraucher.
Wenn auch Sie mit uns in den Dialog treten wollen, kontaktieren Sie uns unter
info@g-wd.de
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Mitglieder im Profil – Deutsche Kreditbank
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Seit unserer Gründung 1990 als Deutsche Kreditbank AG (DKB) sind wir kontinuierlich gewachsen und stehen, wie es der Markenname bereits unterstreicht, für ein erfolgreiches Kreditgeschäft in Deutschland. Wir finanzieren das, was der Mensch zum Leben braucht. Unser Anspruch:
#geldverbesserer
zu sein. Wir investieren konsequent über 80% unserer Bilanzsumme für Kommunen, Unternehmen und Haushalte in Deutschland.
Unser Standpunkt zu Nachhaltigkeit
Statt kurzfristig Gewinne zu maximieren, sorgen wir langfristig für Unterstützung. Wir finanzieren erneuerbare Energien, Wohnungen, Schulen, Kitas, Krankenhäuser und Pflegeheime. Wir unterstützen Bürgerbeteiligungen und sind Partner der heimischen Landwirtschaft. Die Einlagen unserer Privatkunden nutzen wir, um diese Projekte zu ermöglichen. Das macht uns und unsere Kunden zu #geldverbesserern.
Unser Kreditportfolio zeigt: Nachhaltige Projekte führen zu ökonomischem Erfolg. Das bestätigt auch das Nachhaltigkeitsrating ISS-ESG (früher ISS-oekom), bei dem die DKB seit fünf Jahren „Industry leader“ ist. Im ersten Bankenrating des WWF in Deutschland haben wir 2020 die höchste vergebene Bewertung erzielt.
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Das bringt uns zum GWD
Wir sind davon überzeugt, dass wir als Bank einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Gesellschaft leisten. 1996 haben wir die erste Windkraftanlage realisiert – heute sind wir der größte Finanzierer der Energiewende in Deutschland. Wir stehen für die Ziele ein, die auch der Grüne Wirtschaftsdialog verfolgt.
Der Dialog zwischen Politik und Wirtschaft gehört unserer Ansicht nach zu einer demokratischen Gesellschaft. Mit unserer Mitgliedschaft im Grünen Wirtschaftsdialog wollen wir zeigen, dass Ökonomie und Ökologie keine Widersprüche sind. Ob ökologische oder soziale Nachhaltigkeit – wir wollen über Lösungen für die wichtigsten Herausforderungen für unser Land, die Menschen und unseren Planeten diskutieren und unseren Erfahrungsschatz in den politischen Dialog einbringen.
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Vorstandsvorsitzender Stefan Unterlandstättner im Interview
Wie kann der der Wiederaufbau nach Corona mit "doppelter Rendite" gelingen? Welche Rolle kann die Finanzbranche spielen? Und welche Rahmenbedingungen muss die Politik setzen? Stefan Unterlandstättner teilt mit uns seine Einschätzungen.
"Die Politik muss sich überlegen, wie die begrenzten Ressourcen des Staates ausgegeben werden sollten. Macht eine erneute 'Abwrackprämie' Sinn oder wären Investitionen in nachhaltige kommunale Infrastruktur, das Gesundheitssystem, bezahlbaren Wohnraum und saubere Energie nicht die besseren Investitionsziele?"
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"Safely back to work in the new normal"
Im Laufe der letzten Monate ist zunehmend klar geworden, dass wir uns alle auf eine neue Realität einstellen müssen. Eine neue Realität, in der physische Distanzierung und andere strenge Maßnahmen noch lange Zeit ganz wesentliche Bestandteile aller Prozesse am Arbeitsplatz sein werden.
Die drei größten Personaldienstleister der Welt, Adecco, Manpower und Randstad haben das internationale Bündnis "Safely back to work in the new normal" gegründet, um sich im Austausch mit vielen weiteren Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft bestmöglich auf die “neue Normalität” vorzubereiten. Ziel ist es, die Erfahrungen und good practices, die die HR-Dienstleistungsbranche auf der ganzen Welt im Rahmen der Corona-Pandemie gesammelt hat, im Rahmen des Bündnisses zur Verfügung zu stellen, damit alle möglichst schnell von den Erfahrungen der anderen Ländern profitieren und die Menschen sicher und geschützt zum richtigen Zeitpunkt an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können.
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Unser Team erhält weitere Verstärkung
Paul Zeise ergänzt von April bis Juli im Rahmen seines Praktikums das GWD-Team. Paul studiert im Bachelor International Business Administration & Entrepreneurship mit einem Schwerpunkt in Nachhaltigkeit. Zudem engagiert er sich parteipolitisch und in wirtschaftspolitische Debatten. "Komplexe, wirtschaftliche Zusammenhänge werden gerne vereinfacht dargestellt. Ich finde den konstruktiven Austausch von Vertretern aus Wirtschaft und Politik mit einem gemeinsamen empirischen Fundament im Rahmen des GWD nötig, um zu belastbaren Lösungen zu kommen."
Herzlich willkommen, Paul!
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Schlussredaktion: Anna Cebotareva
Grüner Wirtschaftsdialog e.V.
Friedrichstr. 55a
10117 BERLIN
Deutschland
+493020219404
info@g-wd.de
www.gruener-wirtschaftsdialog.de
Vorsitzender: Dr. Thomas Gambke
Geschäftsführerin: Gabriele C. Klug
Steuernummer: 17/434/07756
Bankverbindung: GLS Bank Bochum IBAN DE86 43060967 1233304800
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