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Newsletter 2/2022 - 12. Mai
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Liebe Leserin, lieber Leser,
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Zeitenwende – mit Recht werden die dramatischen aktuellen Ereignisse unter diese Überschrift gestellt. Dazu zählt auch der jüngst veröffentlichte Bericht des IPCC. Wenn dort formuliert wird: „Falls die globale Erwärmung in den kommenden Jahrzehnten oder später vorübergehend 1,5 °C überschreitet (Overshoot), werden viele menschliche und natürliche Systeme im Vergleich zu einem Verbleib unter 1,5 °C zusätzlichen schwerwiegenden Risiken ausgesetzt sein.“ Und wir wissen, die konditionale Einschränkung „falls überschreitet“ ist praktisch Gewissheit geworden, wir müssen formulieren: „Wird überschreiten.“
Deshalb ist es so wichtig, sich mit der Zeitenwende nicht nur mit Bezug auf die geopolitische Lage, sondern in gleicher Konsequenz mit der Dekarbonisierung der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Die hohen Zustimmungsraten für die Führungscrew der Grünen in der Regierungskoalition sind der Ausdruck einer Gesellschaft, die die Notwendigkeit zur Veränderung erkannt hat und konsequentes Handeln einfordert – mehr als mancher politisch Verantwortliche bereit ist, diese Veränderungen durch geeignete Rahmenbedingungen auch zu ermöglichen. Eine nicht umgesetzte Geschwindigkeitsbeschränkung ist dafür genauso ein Beispiel wie die nicht erhobene Forderung nach Absenkung der Raumtemperatur im öffentlichen und privaten Bereich um 1 bis 2 Grad Celsius.
Keine Zeitenwende sondern Bestätigung hat hingegen der Wahlausgang in Schleswig-Holstein für eine Regierung aufgezeigt, die Veränderung effektiv umgesetzt hat – ob beim Aufbau der Erneuerbaren oder aber auch einer im Budget verankerten Förderung der Digitalisierung. Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes wissen, dass nur mit erheblichen Veränderungen Wohlstand und Lebensqualität gesichert werden können. Diese Veränderungen zu unterstützen in Richtung der ökologisch-sozialen Transformation ist auch das Ziel des GWD. Mit einer Vielzahl von Aktivitäten, über die wir Sie in diesem Newsletter informieren.
Ihr Dr. Thomas Gambke
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Neues aus den GWD-Regionalgruppen
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Wie bereits an verschiedenen Stellen angekündigt, wird der GWD in den kommenden Monaten verstärkt seine regionalen Aktivitäten ausbauen, um den Dialog zwischen Wirtschaft und Landespolitik zu fördern. Neben dem unten beschriebenen Treffen fand auch die Gründungsveranstaltung der Regionalgruppe Niedersachsen statt, über die wir Ihnen im nächsten Newsletter berichten werden. Des Weiteren ist eine Regionalgruppe Hessen/Rheinland Pfalz/Saarland geplant.
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Die Regionalgruppe NRW traf sich am 29. April bereits zum zweiten Mal. Als Gastreferentin durften wir zu diesem Anlass Mona Neubaur begrüßen, Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen und Spitzenkandidatin zu den Landtagswahlen in NRW. Mit den Teilnehmer:innen teilte und diskutierte sie ihre Überlegungen zu einer sozial-ökologischen Umgestaltung der Wirtschaft und einer Neuausrichtung der öffentlichen Verwaltung in NRW – unter anderem auch mit Blick auf die derzeitige weltpolitische Lage mit all ihren auch wirtschaftlichen Konsequenzen.
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"Da, wo es einfach umsetzbar ist und direkt privat von Unternehmen finanziert werden kann, müssen wir den Ausbau der Erneuerbaren massiv vereinfachen und somit beschleunigen. Windkraftanlagen in Gewerbe- und Industriegebieten mit direkter Energienutzung vor Ort sind ein Beispiel dafür. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine solche Nutzung durch mehrere benachbarte Unternehmen müssen geschaffen werden.“ Roland Schüren GWD-Vorstandsmitglied
Inhaber „Ihr Bäcker Schüren“ | Geschäftsführer Ladepark Kreuz Hilden
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"Es gibt bei Schulabgänger:innen eine große Motivation, endlich auf eigenen Beinen stehen und beispielsweise zu Hause ausziehen zu wollen. Die Möglichkeiten, das zu tun, müssen Auszubildenden aber genauso offen stehen, wie Studierenden. Deswegen benötigen Auszubildende Studierenden-Konditionen für das ÖPNV-Ticket oder auch Azubi-Wohnheime, die wie Studierenden-Wohnheime funktionieren. Auch 60 Talentschulen sind zu wenig in NRW. In Städten und Stadtteilen, wo mehr Förderbedarf herrscht, muss auch mehr investiert werden.“ Mona Neubaur Landesvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen NRW
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"Mit der Digitalisierung kann Bürokratie, bspw. bei der Beantragung von Windkraftanlagen, abgeschafft werden. Dabei muss aus meiner Sicht eine Sache verstanden sein. Und zwar, dass es nicht darum geht, bestehende Prozesse oder existierender Formulare 1:1 zu digitalisieren, sondern darum, das dahinterstehende fehlende Vertrauen zu digitalisieren und durch gute Digitalisierung Vertrauen wieder aufzubauen."
Dr. Christian Zenger CEO
Physec GmbH
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"Die Kriegs- und die Covidsituation in China beschäftigt uns sehr. Eine Sicherstellung der Gasversorgung ist auch für Evonik extrem wichtig, denn die Folgen einer Unterbrechung sind für die Wirtschaft nicht kalkulierbar. Um hier entgegen zu wirken ist Evonik auf dem Weg, ein Kohlekraftwerk, das jetzt abgestellt werden sollte, weiter zu betreiben. Wir nehmen deutliche Beträge im Millionenbereich für Instandhaltung, extra Personal, Einkauf von Kohle in die Hand, um einerseits die Energieversorgung in Marl zu sichern und andererseits die Erdgasreserven in Deutschland zu schonen. Damit wird in diesem Jahr die Erdgasmenge eingespart, die an einem Tag durch die Pipelines aus Russland nach Deutschland fließen.“ Heiko Mennerich Senior Vice President / Leitung der Business Line Energy & Utilities Evonik Operations GmbH | Technology & Infrastructure
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GWD-LunchTimeTalk mit Melis Sekmen
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Am 5. Mai durften wir Melis Sekmen MdB, Obfrau im Wirtschaftsausschuss des Bundestages und Berichterstatterin der Grünen Bundestagsfraktion für Mittelstand, als Gast in unserem digitalen LunchTimeTalk begrüßen. Schwerpunktthema des von Dr. Thomas Gambke moderierten Austauschs war mittelständischer Innovationsstandort Deutschland.
Hier einige Auszüge aus der Diskussion:
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"Die Start-ups von heute sind der Mittelstand von morgen. Deswegen sind die Investitionen in diesem Bereich so wichtig. Und Dialogformate, die beide Gruppen vernetzen, sehr fruchtbar.“ (...) „Beim Thema Fachkräftesicherung müssen wir internationaler denken. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse muss erleichtert werden und wir müssen auch im Ausland für den Arbeitsstandort Deutschland werben.“ (...) "Das Thema Innovation und Unternehmertum wird bislang hauptsächlich an den Universitäten platziert, über Berufsschulen spricht man in dem Kontext kaum. Dort steckt jedoch enormes Potential von jungen Menschen für die Praxis. Gründungsförderung sollte viel breiter aufgestellt werden."
Melis Sekmen MdB Obfrau im Wirtschaftsausschuss des Bundestages Berichterstatterin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen für Mittelstand
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Weitere LunchTimeTalks sind bereits in Planung, aktuelle Informationen folgen in Kürze über die üblichen Kanäle.
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Gastkommentar von Dr. Erika Bellmann
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Klimaneutralität und Energiesouveränität – Welche Rolle spielt die CO2–Speicherung?
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Dr. Erika Bellmann ist Geschäftsführerin der Bellona Deutschland gGmbH, der hiesigen Ablegerin der gleichnamigen internationalen Umweltorganisation. Vor Bellona war sie für WWF Deutschland im Klimaschutz- und Energiepolitik-Team tätig. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind klimaneutrale Industrie, Infrastruktur für Klimaneutralität und negative Emissionen. Sie ist Chemikerin und arbeitete zuvor in der chemischen Industrie und in der Unternehmensberatung.
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Um das Klima zu schützen, muss die Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Angesichts der aktuellen Krise steht zusätzlich die Frage der Energiesouveränität, und der Verzicht auf vor allem importierte fossile Energieträger erscheint dringender denn je.
Der Ausbau der Stromerzeugung aus Wind und Solar und der dazugehörige Ausbau der Stromnetzinfrastruktur hat dabei Priorität. Bei diesem Kraftakt darf man aber eines nicht übersehen: Für eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft reicht das nicht.
Nicht alles ist direkt elektrifizierbar, und es ist nicht alles Energie. Die große Bedeutung der fossilen „Energieträger“ für die Industrie liegt keineswegs nur in ihrer Eigenschaft als Energielieferant, sondern vielmehr in ihrem Wert als Rohstoff. Für viele Produktionsprozesse vor allem der Zement-, Stahl- und chemischen Industrie sind Kohlenstoffverbindungen unabdingbar, CO2 entsteht im Produktionsprozess und muss abgeschieden werden. Erneuerbare Stromerzeugung und Stromleitungen als Basis für einen zukunftsfähigen Industriestandort sind deshalb zwingend notwendig, insbesondere auch für die Herstellung ‚grüner‘ Kohlenstoffverbindungen, sie sind aber nicht ausreichend. Zusätzlich erforderlich sind Wasserstoffleitungen sowie die Abscheidung, Transport, Nutzung und permanente geologische Speicherung von CO2. Nur so können die Industrieemissionen auf Null gesenkt und eine ausreichende Menge an Negativ-Emissionen erzielt werden.
Die Entscheidungsträger in Deutschland sind in Bezug auf die Notwendigkeit der CO2-Speicherung und einer CO2-Transportinfrastruktur zögerlich und riskieren damit wichtige Weichenstellungen zu verpassen. Dabei stehen international sichere Speicherorte zur Verfügung. Zum Beispiel sind unter der Nordsee geeignete geologische Formationen vorhanden und von den Anrainerstaaten erforscht bzw. erschlossen. Damit auch in Deutschland CO2-Abscheidungsanlagen und Transportoptionen zu den Speicherstätten unter der Nordsee entstehen, müssen eine Reihe von rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden, siehe zum Beispiel Effektivem Klimaschutz die Tür öffnen: Rechtsrahmen CCS in Deutschland. Ferner sollten Fördermechanismen und beabsichtigte Klimaschutzverträge (Carbon Contracts for Difference, CCfDs) die CO2-Speicherung ausdrücklich berücksichtigen.
Ausgelöst durch die aktuelle Krise, sind neue Infrastrukturen gerade im Entstehen. Um Erdgas aus Russland teilweise zu ersetzen, sollen LNG-Terminals gebaut werden. Wichtig dabei ist, deren Planung nicht allein auf akuten Krisenbedarf von Erdgas-Importen auszulegen. LNG-Terminals müssen nicht nur Erdgas importieren, sondern auch CO2 exportieren können. So werden diese neuen Infrastrukturelemente zukunftsfähiger und können langfristig zu Klimaneutralität und zum Erzielen von Negativ-Emissionen beitragen.
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Mitglied im Profil – Wilo
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Die Wilo Gruppe ist einer der weltweit führenden Premiumanbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie. In der vergangenen Dekade haben wir uns vom Hidden zum Visible und Connected Champion entwickelt. Gemeinsam mit unseren etwa 8.200 Mitarbeitenden weltweit haben wir im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 1,7 Mrd. Euro erzielt. Wir bewegen das lebenswichtige Medium Wasser – energieeffizient, ressourcenschonend und nachhaltig.
Unser Standpunkt zu Nachhaltigkeit Als Innovationsführer der Branche war und ist Wilo schon immer Vorreiter in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Unser Ziel ist es, bis 2025 einen Beitrag von 50 Millionen Tonnen CO2-Einsparung zur Emissionsreduzierung zu leisten und 100 Millionen Menschen besseren Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Nachdem wir bereits den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 gewonnen haben, wurden unsere Anstrengungen zum Klimaschutz auch von externer Stelle anerkannt und wir wurden zum „Klimapionier“ (Handelsblatt) gekürt. Mit unserer neuaufgelegten Wasserstoffstrategie und der in naher Zukunft in Betrieb gehenden H2-Powerplant schafft Wilo zudem die Grundlage für ein autarkes, dezentrales und regeneratives Energieversorgungsnetz und zeigt, wie Industrieunternehmen mit zukunftsweisenden und technologieoffenen Lösungen einen essenziellen Beitrag zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit leisten können.
Das bringt uns zum GWD Als neues Mitglied des Grünen Wirtschaftsdialoges freuen wir uns sehr, dass die Themen Nachhaltigkeit und Effizienz, die Wilo immer schon am Herzen lagen, eine immer größere Bedeutung erlangen. Wir begrüßen dabei ausdrücklich, dass die Jahrhundertaufgabe mit der Entschleunigung des Klimawandels immer mehr Einzug in die Entscheidungsmechanismen sämtlicher Entscheider hält. Wir sind neugierig auf den Austausch mit allen Mitgliedsunternehmen des Grünen Wirtschaftsdialoges, sei es bei Veranstaltungen, Onlinevorträgen, Fachforen oder im persönlichen Gespräch.
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50 Jahre "Die Grenzen des Wachstums"
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Am 2. März 1972 präsentierte der Club of Rome seinen ersten Bericht - "The Limits to Growth". Verfasst vom amerikanischen Ökonomen Dennis Meadows beschrieb der Bericht erstmals anhand von computergestützten Simulationen, welche Herausforderungen auf die Weltbevölkerung zukommen, wenn sich Wirtschaftsweise und Rohstoffabnutzung nicht ändern. Der Bericht markiert den Beginn einer Umweltschutzbewegung, deren Ziele heute aktueller und dringender sind denn je.
Hier finden Sie eine Übersicht von CoR-Publikationen
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13.05. - Roundtable Kreislaufwirtschaft – Perspektiven und Instrumente für eine nachhaltige Bauwirtschaft Hybride Konferenz: In Wuppertal und digital
19.05. - Fachforum Lebensmittelverpackungen Hybride Konferenz: In Berlin und digital
01.06. - Fachforum Ernährung In Berlin
Aktuelle Verantsaltungsübersicht auch auf unserer Homepage
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Im Dialog bleiben
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