„Die Herausforderungen der aktuellen Wohnungsfrage gemeinsam lösen“ – diese Aufgabe hat sich das Strategieforum gestellt. Zur Auftaktveranstaltung in den Räumen der Deutschen Wohnen SE in Berlin konnte GWD-Vorständin Gabriele C. Klug gemeinsam mit Gastgeber Michael Zahn eine prominent besetzte Diskussionsrunde im Raum und online zugeschaltet begrüßen: Neben Keynote Sprecher Rolf Buch (Vonovia) sowie Lars von Lackum (LEG), Carsten Sellschopf (Instone), Sybille Wegerich (bauverein AG Darmstadt) und Olaf Cunitz (GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen) traten weitere geladene Gäste in den kritischen Dialog mit den MdBs Lisa Paus und Daniela Wagner.

Am 26.06.2020 in Berlin und über Stream

Ergebnisse und weiteres Vorgehen

Hintergrund und Zielsetzung

Im Vorfeld der Auftaktveranstaltung hat der GWD mit den Teilnehmer:innen des Strategieforums zahlreiche Einzelgespräche geführt und die daraus hervorgehenden Standpunkte zu einem Papier formuliert. Ziel der Sitzung war es, diese Positionen und Argumente zwischen Vertretenden der Wohnungswirtschaft und Politik zu diskutieren und in Form eines gemeinsamen Papiers zu verabschieden. Anschließend folgte ein Austausch über die anstehenden Folgeprozesse.

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Wichtige Randbedingung

Die Gesellschaft und die Bau- und Wohnungsbranche in der Corona-Krise. Für Mietende, aber auch für Vermietende kann hier eine energetische Sanierung in der eigenen, individuellen Priorisierung möglicherweise vorläufig hintenangestellt werden. Durch zielgerichtete Förderung nach dem aktuellen Shutdown könnte dem entgegengesteuert werden.

Durch das im Zuge der Corona-Krise verabschiedete Konjunkturpaket der Bundesregierung scheinen die finanziellen Ressourcen zur Bearbeitung der bestehenden Fragestellungen bereits ausgeweitet. Ob damit jedoch die aktuellen Herausforderungen der Wohnungswirtschaft angegangen werden können, bleibt zu prüfen.

Die Strukturierung der Schwerpunkte des Folgeprozesses ist:

  1. Quartiersplanung und Stadtentwicklung: Welche Infrastruktur ist für ein lebenswertes Quartier notwendig?
  2. Klima: Welche Voraussetzungen sind für nachhaltiges Bauen und die energetisch einsparende Instandhaltung notwendig?
  3. Was sind die sozialen Aspekte des Wohnens und wie können energetische Bauvorhaben sozialverträglich den Mietenden gegenüber ausgestaltet werden?

Kernaussagen

1. Urbanisierung

Anders als frühere Prognosen es vorhergesehen haben, werden deutsche Städte und insbesondere die Ballungszentren um die Stadtstaaten Berlin und Hamburg bis 2035 weiterwachsen. Die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sind in ihrer Umsetzung jedoch umstritten. Allgemeine Akzeptanz soll geschaffen werden für Nachverdichtung und Neubau. Hier, wie auch in allen anderen Handlungsfeldern bedarf es eines intensiven Dialogs mit den Unternehmen der Wohnungswirtschaft, der Energiewirtschaft, den kommunalen Planern, Verkehrsunternehmen und den Gesetzgebern. Städte und Kommunen brauchen hier einen engen und direkteren Austausch mit den Vermietern.

2. Klimaschutz

Um die Umsetzung des Klimaabkommens im Gebäudesektor weiter voran zu treiben, bedarf es einer ökologischen Transformation hin zu energetischer Modernisierung und neuen Mobilitätskonzepten. Im Wesentlichen muss der Gebäudebestand in den kommenden 30 Jahren klimaneutral gemacht werden. Einsparungen von Emissionen durch energetische Sanierungen können teilweise heute schon ermöglicht werden. Andere Anteile an Emissionen können zwar vermieden werden, jedoch sind die Maßnahmen hierzu wirtschaftlich noch nicht tragbar, weshalb es gilt, diese weiter zu fördern.

Hierbei sehen auch DMB, DV, GdW die zielgerichtete Förderung energetischer Gebäudesanierung als unabdingbar.

3. Mietsteigerungen und die Perspektive der Mieter

Das vorherrschende Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie, welches die Rentabilität, die Sichtweise der Mieterinnen und Mieter gleichermaßen bei der Auflösung bei Bezahlbarkeit bedenken sollte, stellt bei Modernisierungsmaßnahmen die größte Aufgabe dar. Modernisierungen sind gerade im sozialen Wohnungsbau nur sehr schwer ohne einen Verlust möglich. Andererseits steigen laut Sven Bielert (Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung) durch Umlagerungen der energetische Sanierungskosten die Mieten oftmals weiter, weshalb Mietende sich diese oftmals nicht mehr leisten könnten. Gleichzeitig muss ein Weg gefunden werden, die Akzeptanz der Mietenden für Modernisierungen zu erreichen, von denen diese oftmals nicht direkt profitieren. Eine energetische Sanierung soll hier einen ähnlichen Anreiz bieten, wie andere, sich direkter auf die Wohnqualität auswirkende Umbaumaßnahmen, die für Mietende eine gleiche Mieterhöhung erwirken.

4. Investitionen und Rolle des Bunds

Der Staat hat während der Corona-Krise bereits sehr viel Kraft aufgewendet. Die Situation hat gezeigt, dass die Gesellschaft mit dem Staat gemeinsam große Veränderungen tragen kann. Hierbei kommt es aber auf die Formulierung der Maßnahmen und die Umsetzung an. Wichtig ist hier, dass Investitionen nicht von politischer Seite, Mieterseite oder sektorübergreifend abgestraft werden dürfen.

  • Brauchen eine Förderung alternativer Baustoffe
  • Eine Möglichkeit der Umsetzung wäre, über den definierten Rahmen die gewollte Förderung zu formulieren, wie beispielsweise durch eine Änderung der KfW-Förderung entsprechend des möglichen Einsatzes der Baustoffe. Dies kann nutzungsgemischt, also auch für kleinteiliges Gewerbe erfolgen.
  • Notwendig zu klären ist: Wie kann das Beihilferecht so gestaltet werden, dass die zur Verfügung stehenden Mittel der Förderprogramme auch tatsächlich fließen können?

„Auch und gerade um die soziale Ausgewogenheit zwischen der notwendigen (Steigerung der) Sanierungsrate auf der einen und wirksamen Klimaschutzmaßnahmen auf der anderen Seite zu ermöglichen, muss das Finanzierungsdelta durch weitere Förderungen geschlossen werden“

Rolf Buch, Keynote

5. Demografischer Wandel

Durch den voranschreitenden Alterungsprozess der deutschen Gesellschaft steigt der Bedarf an barrierearme Wohnungen um geschätzte 2.9 Millionen bis 2030. Somit bedarf es neben dem Aspekt der energieeffizienten Baumaßnahmen auch den des Abbaus von Barrieren.
Außerdem bietet Zuzug diverser Mieter in Quartiere und Wohngebäude einen stabileren Verbund, der auch die Integration von Geflüchteten besser meistert.
Integration geschieht primär im Quartier. Damit dieses agil und funktionierend bleibt, bedarf es einer fähigen Infrastruktur, wofür es die digitale und sektorale Vernetzung von Mobilanbietern weiter voranzutreiben gilt.

6. Quartier und Digitalisierung

  • Zur Realisierung einer resilienten Quartiersentwicklung bedarf es einem digitalisierten Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie mehr eingesetzte Kräfte in diesem Bereich. Hierfür spielt auch das Telekommunikationsgesetz eine wichtige Rolle
  • Die Nutzung lokaler Netze steht hier im Quartier in enger Verbindung zur Sektorkopplung. Wie kann die Nutzung von Mieterstrom mit lokalen Netzen die Resilienz der Quartiere erhöhen und gemeinsam mit der jeweiligen Sektorkopplung erfolgen? Welche Instrumente können hierfür gefunden werden und welche Normen sind zu beachten?

Fragen/Ansatzpunkte für Vertiefung

  • Stadtplanung und Stadtentwicklung: wie sieht eine gesunde Stadt aus?
  • Wie kann in der Quartiersplanung die intersektorale Vernetzung mit Energieversorgern umgesetzt werden?
  • Wie kann Akzeptanz der Mieterseite erreicht werden, wenn sie nicht selbst von Modernisierung direkt profitieren?
  • Ökologisches Bauen und die damit verbundene Klimawirkung – sowohl bei Bestehenden Objekten als auch bei Neubauten. Wie gestaltet man die gesamte klimatische Entwicklung im Quartier?
  • Telekommunikationsgesetz
  • Der soziale Aspekt
  • Leben, Arbeiten und Wohnen, wie kommt das in Anbetracht der Krise zusammen – welche Versorgungsaspekte sind hier zu beachten? Welche digitale und soziale Infrastruktur ist für diese Transformation in einem lebenswerten Quartier notwendig?
  • Ökologisches Bauen: Welche Voraussetzungen sind für nachhaltiges Bauen und Instandhaltung im Zusammenhang mit Baustoffen, PV, dezentrale Energie und Sektorenkopplung notwendig?

Falls Sie Interesse haben, diesen Themen mit uns gemeinsam nachzugehen, kontaktieren Sie uns unter info@g-wd.de.