Am 11. Mai fand der Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Bauwende: Versöhnung der Baustoffe“ des Fachforums Nachhaltiges Bauen in den Räumlichkeiten des GWD statt. Impulsgeber:innen waren Kassem Taher Saleh MdB, Obmann der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen, Prof. Marzia Traverso, Professorin und Leiterin des Instituts für Nachhaltigkeit im Bauwesen der RWTH Aachen, sowie Prof. Hubert Röder, Professor für Betriebswirtschaftslehre Nachwachsender Rohstoffe an der University of Applied Sciences in Weihenstephan-Triesdorf. Anwendungsbeispiele aus der Praxis lieferte Architekt Julian Trummer (Leipfinger-Bader). Dr. Ipek Ölcüm, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht und Wirtschaftsmediatorin (IHK), moderierte das Event.
Kassem T. Saleh betonte in seinem Impulsvortrag die Relevanz der Baustoffe bei der Erreichung der Pariser Klimaziele:
„In der Baubranche manifestieren sich die gegenwärtigen Krisen in anschaulicher Weise, wobei die Mehrheit auf der nicht nachhaltigen Nutzung der Ressourcen unseres Planeten beruht. Die Auswahl der Baustoffe spielt dabei eine bedeutende Rolle. Um langfristig wirtschaftlich und ökologisch klug zu handeln, bedarf es einer Kombination aus verschiedenen Rohstoffen. Klar ist: Baustoffe der Zukunft sind regional, nachwachsend und kreislauffähig. Das sichert eine nachhaltige Versorgung und verbindet im Sinne der Nachhaltigkeit die ökologische und ökonomische Dimension.“
Julian Trummer von Leipfinger-Bader stellte einige neue Anwendungsarten von Baustoffen vor:
„Ich sehe die Zukunft des nachhaltigen Bauens in der Symbiose der Baustoffe. Aus dem 20. Jahrhundert zu lernen kann nicht bedeuten, ein Einheitsmaterial durch ein anderes zu ersetzen. Stattdessen müssen wir wieder zu einer sinnvollen Kombination von Baustoffen finden, in der jedes Material seine Stärken ausspielt. Hier kann vor allem Lehm als Brückenbauer agieren.“
Prof. Marzia Traverso kommentierte in ihrem Impulsvortrag unter anderem den Stellenwert messbarer Kriterien in der Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen:
„Sagen Sie bitte nicht „Nachhaltigkeit“, wenn Sie es nicht wirklich meinen. Nachhaltige Leistung kann nicht mit Bauchgefühlen erreicht werden, sondern nur mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und quantitativen Messungen. Eine richtige Nachhaltigkeitsbewertung umfasst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder einer Wertschöpfungskette einer Organisation.“
Prof. Dr. Hubert Röder bezog sich in seinem Impulsbeitrag auf die Vorteile des Rohstoffes Holz:
„Holz liefert als Baustoff nicht nur die Chance, proaktiv unsere Mischwälder so umzugestalten, dass diese eine erhöhte Klimaresilienz und Biodiversität aufweisen, das Bauen mit Holz ermöglicht auch mehr bezahlbaren Wohnraum und bietet dazu noch einen Ausweg aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Somit dient Holz als Baustoff dem Klimaschutz, der Biodiversität, der Schaffung von Wohnraum und der Energiewende in Deutschland und sollte daher staatlich gefördert werden.“