Am 16. Mai fand im Hörsaal der Kaiserin-Friedrich Stiftung das Expert:innengespräch zum Thema „Defizite in der geschlechtsspezifischen Medizin“ statt. Mit dabei waren die hochkarätigen Speaker:innen Saskia Weishaupt, MdB Bündnis 90/Die Grüne und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit im Deutschen Bundestag, Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin Vivantes Auguste-Victoria Klinikum und Vivantes Klinikum Neukölln, Autorin des Tagesspiegel-Podcast “Gyncast” und Trägerin des Berliner Frauenpreises 2022, Prof. Dr. Turu Stadler, Professorin für geschlechtersensible Präventionsforschung und Leiterin Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) an der Charité, sowie Christoph Habereder, Managing Director Organon.Neben den spannenden und informativen Inputs, wurde die Veranstaltung von Cornelia Wanke, Vorstand Healthcare Frauen und Spitzenfrauen Gesundheit moderiert.
Themen wie die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der medizinischen Versorgung, Forschung und dessen Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung in Deutschland standen dabei im Fokus. Ergebnis der Veranstaltung war unter anderem der Ausruf der Dekade der Gendergesundheit.
Saskia Weishaupt MdB gab in ihrem Impulsvortrag Einblick in die Vorhaben der aktuellen Regierung:
„Gendermedizin ist weder in der Lehre noch in der Forschung fest verankert, noch immer gelten Männerkörper als Norm in Forschung und Entwicklung. Als Politik müssen wir hier ansetzen. Daher hat die Ampel-Koalition hat das Thema Gendermedizin in den #Koalitionsvertrag aufgenommen und setzt sich für die Gleichstellung aller Geschlechter ein.“
Prof. Dr. Turu Stadler betonte die Relevanz von Einflussfaktoren, die über das Geschlecht hinausgehen:
„Bei der Betrachtung der Einflussfaktoren, die die Gesundheit von Frauen bestimmen, wird deutlich, dass wir nicht länger nur das Geschlecht als alleinigen Faktor berücksichtigen dürfen. Es ist entscheidend, auch andere Aspekte wie sozialen Status, psychische Gesundheit, religiöse Zugehörigkeit und Ethnizität einzubeziehen. Die Berücksichtigung von Intersektionalität ist von großer Bedeutung, um eine umfassende und gerechte Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten.“
Christoph Habereder zeigte vor allem die Bedeutung von Frauengesundheit auf die Wirtschaftsleistung auf:
„Die Frauengesundheit hat Einfluss auf Gesellschaften. Und solche Gesellschaften, die das verstanden haben, sind gesünder und haben eine höhere Wirtschaftskraft. Das kommt einerseits durch geringere Arbeitsausfälle zu Stande, andererseits stärken Frauen durch einen hohen Anteil an Care-Arbeit die Wirtschaft indirekt oder stellen in manchen Berufsgruppen de facto die größte Arbeitskraft. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zu einer verbesserten Frauengesundheit zu leisten.“
Prof. Dr. Mandy Mangler legte die ungleiche Geschlechterverteilung in Führungspositionen dar:
„Insgesamt sind 83% der medizinischen Führungspositionen in den Deutschen Universitäten von Männern besetzt – das führt zu einer gravierenden Unterbesetzung dieser Stellen durch Frauen: So finden sich unter allen 21 gynäkologischen Chefärtz:innen in Berlin lediglich drei Frauen.“