Beim Fachforum zur Grünen Gentechnik, bei der insbesondere die Neue Gentechnik (NGT) und das – auch Gen-Schere genannte – CRISPR/Cas-System im Zentrum des Austauschs standen, diskutierten die Teilnehmenden sowohl über gesetzliche, als auch technische und ethische Dimensionen der Nutzung moderner Formen der Gentechnik in der Landwirtschaft.
Die Reihe der Impulsgeber war dabei wieder hochrangig: Der Agrarbiologe und Pflanzenphysiologe Prof Dr. Nicolaus von Wirén vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) sowie Mitglied der Leopoldina, sprach für die Wissenschaft, Dr. Andreas Popp, Senior Vice President Global Intellectual Property bei BASF stellte Positionen aus der Wirtschaft dar, während Dr. Wilfried Bommert die Perspektive als Vorstand des Instituts für Welternährung ausführte; die Politik war vertreten durch ein Mitglied des Europäischen Parlaments.
NGT bietet eine ganz neue Qualität in Bezug auf die Züchtung von Pflanzen. Ein wesentliches Merkmal der NGT ist die naturidentische Mutation, bei der keine fremde DNA in der Pflanze verbleibt. Dieser Ansatz eröffnet Potenziale für eine erhöhte Resilienz von Nutzpflanzen und somit höhere Ressourceneffizienz in der Landwirtschaft und kann einen substanziellen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele sowie zur Welternährung leisten. Gleichzeitig sind die Risiken bei der Verwendung der Pflanzen nicht höher als bei denen nach konventioneller Züchtungsmethoden hergestellten. Fraglich ist jedoch, wie sich die Genveränderung nachweisen und somit deklarieren lassen. Wissenschaftlich ist die Unterscheidung zwischen natürlichen Mutationen und solchen, die durch NGT entstanden sind, bisher und auch in absehbarer Zukunft nicht nachweisbar. Daher könnten Transparenzregister und Kennzeichnungspflichten als nicht sinnvoll erachtet werden, Verbraucher:innen können sich nicht aktiv für „gentechikfreie“ Lebensmittel entscheiden.
Darüber hinaus hätte eine strikte Regulierung von NGT weitreichende Auswirkungen auf den Forschungsstandort Deutschland. Dies könnte zur Abwanderung von Forschung und Technologie, einem Rückgang der Glaubwürdigkeit der deutschen Forschung sowie einem Mangel an Attraktivität für Nachwuchswissenschaftler:innen führen. Weiterführend könnte eine strenge Regulierung den Einfluss Deutschlands in internationalen Gremien, wie der EU, verringern und es anderen Ländern ermöglichen, EU-Standards zu dominieren.