Welche Rolle kann und sollte die Finanz- und Versicherungswirtschaft bei der Umsetzung der Transformation spielen? Um einen gemeinsamen kritischen Blick auf den Ist-Stand zu werfen sowie neue Wege und Lösungen im Zusammenspiel von Politik, Finanz- und Realwirtschaft zu identifizieren, lud der GWD zum CEO-Meeting auf dem Karriere-Campus Hannover.
Rahmengebende Impulsvorträge durch den Niedersächsischen Finanzminister Gerald Heere, die Vorsitzende des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung Silke Stremlau, sowie Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland, lieferten die Grundlage für die anschließende von Tjark Melchert, politischer Repräsentant des GDV – Gesamtverband der Versicherer, moderierte Diskussion.
Themen wie die Priorisierung der Aufgaben in der Transformation, die Rahmengestaltung für Investitionen in der Zeitenwende, Definitionen von Standards für nachhaltige Investitionen und die Verantwortung des Finanz- und Versicherungsvertriebs standen dabei im Mittelpunkt. Die Finanzwirtschaft als solche wurde dabei als ein wesentlicher Hebel hinter der Transformation benannt, denn die Branche ist mit allen Wirtschaftsbereichen verknüpft und kann monetäre Mittel in transformative Projekte lenken. Es wurde diskutiert, welche strategischen Grundsatzentscheidungen aus der Politik diese Steuerung ermöglichen, erleichtern bzw. beschleunigen könnten. Klar ist, dass bereits heute enorme finanzielle Mittel im Markt vorhanden sind, diese aber noch nicht effizient für die Transformation genutzt werden.
Silke Stremlau wies in ihrem Impulsbeitrag auf den bereits eingetretenen Sinneswandel in der Finanzbranche hin – aber auch, was es für eine konsequente Finanzwende noch braucht:
„Sustainable Finance ist mittlerweile im Mainstream angekommen. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit stehen in direkter Verbindung zum Risikomanagement: Die allermeisten Geschäftsmodelle sind von einer intakten Umwelt abhängig. Es wäre daher sinnvoll, dass Natur innerhalb der verschiedenen Analysemodelle einen finanziellen Wert bekommt. Hierbei können wir von anderen Ländern, wie z.B. UK, einiges lernen.“
Der Niedersächsische Finanzminister betonte die Bedeutung eines kritisch-konstruktiven Dialogs in dieser entscheidenden Phase der Transformation:
„Die aktuellen Entwicklungen der wirtschaftlichen Transformation – einschließlich der nachhaltigkeitsbezogenen Regulierung im Finanzsektor – haben zweifelsohne stellenweise disruptiven Charakter. Der Hintergrund ist aber, dass in den letzten 20 Jahren zu wenig in Sachen Transformation geschehen ist und wir ohne Disruption das Versäumte nicht aufholen werden. In dieser kritischen Phase der Transformation ist mir der kritisch-konstruktive Dialog besonders wichtig, um das gegenseitige Verständnis und somit eine stabile Vertrauensbasis zu fördern.“
Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland zeigt noch fehlende Regelungen, welche die Transformation auf wirtschaftlicher und endkund:innenebene anschieben:
„Wir sind uns einig, dass wir die ökologisch-soziale Transformation in Europa wollen und privates Kapital in entsprechende Projekte gelenkt werden sollte. Fehlende Standards für nachhaltige Finanzprodukte führen jedoch dazu, dass der Markt zu undurchsichtig ist und dies ist in der Finanzberatung schwer vermittelbar. Wir brauchen ein einheitliches, verständliches Bewertungssystem – sei es ein Skala- oder ein Stufensystem – um die Komplexität für Privatanlegerinnen und Privatanleger zu reduzieren. Gleichzeitig braucht es neuartige Investitionsgefäße für Kleinsparerinnen und -sparer, damit sie sich an Transformationsprojekten – zum Beispiel auch in ihrer eigenen Region – beteiligen können.“