Der Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist für private Unternehmen oft nicht wirtschaftlich. Die Problematik ist seit mehreren Jahren bekannt, doch die öffentliche Debatte um Lösungen bleibt bisher aus.

Preise müssen die soziale und die ökologische Wahrheit wiedergeben. Sie dürfen nicht von der Politik festgelegt werden, die Rahmenbedingungen müssen jedoch so gesetzt werden, dass die sozialen und die ökologischen Ziele sichergestellt werden. Der Wechsel zu Erneuerbaren Energien führt zunächst in einen Zielkonflikt – es müssen noch Geschäftsmodelle entwickelt werden, die es Unternehmen ermöglichen, international wettbewerbsfähig zu sein. Die Problematik ist sehr komplex, eine öffentliche Debatte um mögliche Instrumente und Maßnahmen für solche Geschäftsmodelle daher umso dringender.

Beispiel Eins: Ladeinfrastruktur Elektromobilität. Der Staat und auch die Industrie fordern einen deutlichen Ausbau. Der Staat stellt Förderung in Aussicht. Was nicht adressiert wird: Eine Elektroladesäule kann auf Grund der notwendigen Kosten für die Herstellung und den Unterhalt der E-Säule nicht wirtschaftlich betrieben werden*. Die Kosten für die Ladesäulen den Energieunternehmen oder den Kommunen zu überlassen wird mittelfristig nicht tragfähig sein.

Beispiel zwei: Die Energieintensive Industrie wird in hohem Maße erneuerbare Energien und damit hergestellte flüssige und gasförmige Energieträger benötigen – unabhängig ob das Wasserstoff, Methan oder E-Fuels sein werden. Wenn es nicht gelingt, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, mit dem die mit diesen grünen Energien hergestellten Produkte international wettbewerbsfähig sind, werden entweder die Arbeitsplätze in diesen Industrien verloren gehen, oder es werden die Klimaschutzziele nicht eingehalten werden.

Es ist sicher notwendig über Anschubfinanzierung Innovationen und auch Reallabore zu fördern, aber diese werden nicht in die Produktion gehen können, wenn nicht tragfähige Geschäftsmodelle als Grundlage für eine dekarbonisierte Produktion entwickelt werden können. Erschreckend ist, dass diese Rahmenbedingungen seit mehreren Jahren bekannt sind, aber Lösungen gar nicht oder nur schleppend entwickelt werden. Selbst die unmittelbar und national umsetzbaren Maßnahmen werden nicht umgesetzt.
Diese Lösungen werden an vielen Stellen weitere regulatorische Maßnahmen sowie Änderungen erfordern, europäische und internationale Abstimmungen. Deshalb ist es dringend erforderlich, die öffentliche Debatte um solche Geschäftsmodelle zu führen und entsprechende Maßnahmen zu implementieren. Denn eines ist auch sicher: Es wird nicht nur Gewinner bei der Umsetzung geben – und da wird es darauf ankommen, den Prozess mit entsprechenden weiteren Maßnahmen und Korrekturen zu steuern.

 

* Eine einfache Rechnung: Ein Ladevorgang wird unter 60 Minuten kaum zu machen sein, üblicherweise sind es eher 120 Minuten. Damit kann an einer Ladesäule am Tag im optimalen Fall 5 Mal geladen werden, statistisch wird die Zahl bei 2 liegen müssen, um ausreichende Verfügbarkeit der Ladesäule zu gewährleisten. Bei einem Preis von 1 Euro für den Ladevorgang – ein höherer Preis wäre kaum durchsetzbar – werden die Einnahmen aus dem Ladevorgang unter 1.000 Euro pro Jahr und Ladesäule liegen. Kaum vorstellbar, dass damit eine ausreichende Kostendeckung für den Betrieb der Säule erzielt werden kann. Das Geschäftsmodell der Tankstellen für fossile Kraftstoffe, das auf dem Verkauf von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern beruht, kann auf die Ladesäulen nicht übertragen werden,. Der E-Autofahrer wird sein Fahrzeug an der Ladesäule abstellen und für die Zeit des Ladevorgangs an anderer Stelle einkaufen bzw. seinen Geschäften nachgehen. S. auch https://www.photovoltaik.eu/Archiv/Meldungsarchiv/article-783956-110949/ladesaeulen-wirtschaftlich-betreiben-.html