Konzeptionelle Fachforen sollen Lösungen erarbeiten

(Berlin, 24.10.2019) Auf Einladung des Grünen Wirtschaftsdialogs sind in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft am heutigen 24.10.2019 eine Reihe namhafter CEOs und Unternehmensleitern von Konzernen und des Mittelstands mit den beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Anja Hajduk und Oliver Krischer, dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses Cem Özedemir, der europapolitischen Sprecherin Dr. Franzika Brantner und mit dem neuen Vorsitzenden des Wirtschaftsbeirates der Fraktion, Dr. Danyal Bayaz zusammengetroffen.

Der Grüne Wirtschaftsdialog hat im ersten Jahr 18 Fachforen und Gesprächen organisiert – natürlich mit den Energiethemen – Ausstieg aus der Kohle – aber auch sustainable finance, oder Digitalisierung im öffentlichen Verkehr und im Gesundheitswesen. Die Veranstaltungen bilden eine Plattform für den lösungsorientierten Austausch von Unternehmen und Politik – und werden von beiden Seite mit großem Interesse aufgenommen.

GWD-Initiator Dr. Thomas Gambke

Aus der individuellen Perspektive der jeweiligen Akteure, der Unternehmer genauso wie der Politik, ergeben sich rational unterschiedliche Bewertungen. Wir machen im Grünen Wirtschaftsdialog unterschiedliche Bewertungen transparent, um dann Kompromisse zu suchen und daraus umsetzbare Wege zu entwickeln. Nur so werden wir zum effektiven und vor allem auch rechtzeitigen Handeln kommen. Sonst werden uns die Entwicklungen überrollen.

Statements der Teilnehmenden

Wir erleben neue Wettbewerber. Schauen Sie sich den Erfolg Chinas an oder wie die Riesen des Silicon Valley in die Luft- und Raumfahrt vordringen. Das verlangt von Europa eine ehrgeizige Antwort. Wir werden unseren Pioniergeist weiter nutzen und unsere Anstrengungen in Forschung und Entwicklung forcieren. Längerfristig wird nur eine neue Generation sauberer Technologien, einschließlich grüner Primärenergieträger, die Erwartungen der Gesellschaft erfüllen: die Dekarbonisierung unserer Industrie.

Guillaume Faury CEO, Airbus Industries

Der Green New Deal ist eine riesige Chance. Wir stehen an der Schwelle zur Rezession und erreichen unsere Klimaziele nicht. Wenn wir den Green New Deal jetzt mit Leben füllen, können wir zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – investieren für eine starke Wirtschaft und eine C02-freie Zukunft.

Dr. Franziska Brantner, MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Europapolitik, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Ich begrüße den Grünen Wirtschaftsdialog als gemeinsames Forum von Grüner Politik und Wirtschaft ausdrücklich, und zwar als Forum für den Austausch und den Dialog, aber auch für die Erarbeitung von konkreten Lösungsansätzen. Schließlich können wir die ambitionierten Ziele im Klimaschutz nur dann erreichen, wenn Politik und Wirtschaft hier an einem Strang ziehen.

Jos Steeman, Geschäftsführer, EVOS Hamburg

Wir müssen jetzt in den Wandel hin zur klimaverträglichen Wirtschaft investieren. Weder der Staat noch die Unternehmen können dies allein, es ist vielmehr eine gemeinsame Aufgabe. Die Politik muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen, um die notwendigen privaten Investitionen zu fördern. Dazu gehört nicht nur eine transparente und verlässliche Ordnungspolitik, sondern auch öffentliche Investitionen in die notwendige Infrastruktur und das wirtschaftliche Umfeld. Gerade bei diesen Investitionen müssen wir mutiger werden und erkennen, dass sich Knausern auf Kosten der Zukunft auf lange Sicht nicht auszahlt.

Anja Hajduk, MdB, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen

Wir können das Ziel der emissionsneutralen Kreuzschifffahrt nicht im Alleingang erreichen. Wichtig ist der breite, konstruktive und kontinuierliche Austausch mit Politik, Wirtschaftspartnern und Wissenschaft. Der Grüne Wirtschaftsdialog ermöglicht diesen Austausch und leistet damit einen sehr wichtigen Beitrag als Plattform.

Felix Eichhorn, President, AIDA Cruises

Die Transformation in eine treibhausgasneutrale Wirtschaft ist ein gigantischer Laborversuch ohne historisches Vorbild. Diesen Weg konsequent und zügig zu gehen, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu gefährden oder gar zu zerstören, dürfte eine gewaltige Herausforderung und gleichzeitig auch eine große Chance sein. Die gute Nachricht ist, dass erneuerbare Energie inzwischen zu ähnlichen Herstellungskosten bereitgestellt werden kann wie fossile Energie. Der Regelungsrahmen muss Anreize für die industrielle Nutzung dieser erneuerbaren Energie bilden. Dafür gehört vieles auf den Prüfstand. Der Grüne Wirtschaftsdialog bietet eine gute Möglichkeit, die verschiedenen Blickwinkel auf die Energiewende aufzuzeigen. Für die notwendigen Politikentscheidungen dringend erforderlich.

Kristian Evers, Gesellschafter, Papier- und Kartonfabrik Varel

Eine breite Aufstellung bei Technologien kann für die deutsche Industrie wirtschaftlich nur gelingen, wenn wir vermehrt technologische Partnerschaften eingehen um Kompetenzen zu bündeln und Politik und Wirtschaft gemeinsam die Rahmenbedingungen schaffen, in den Forschung und Entwicklung gedeihen kann. Das sind zum einen gesetzliche Grundlagen, zum anderen Förderung von Forschungsvorhaben, die von Industrieunternehmen gemeinsam angegangen werden können.

Andreas Schell, CEO, Rolls-Royce Power Systems

Vor dem Hintergrund einer sicheren Energieversorgung ist Gas aus dem derzeitigen Energiemix nicht wegzudenken. Perspektivisch ist es jedoch umso wichtiger, Erdgas schrittweise durch CO2-neutrale Gase, allen voran durch Biomethan sowie erneuerbaren und dekarbonisierten Wasserstoff, zu ersetzen. Mit dieser Substitution können wir erheblich dazu beitragen, sozialverträgliche CO2-Minderungen im Wärmemarkt, in der Industrie, bei der Stromerzeugung oder im Verkehrssektor zu erzielen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass in Deutschland und Europa durch politische Maßnahmen die Nachfrage generiert und ein Markt aufgebaut wird. Gleichzeitig gilt es, die bestehende Gasinfrastruktur sinnvoll zu nutzen, das bestehende Netz und die Gasspeicher an die Integration erneuerbarer sowie dekarbonisierter Gase anzupassen und eine Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen.

Hans-Joachim Polk, Vorstand Infrastruktur und Technik, VNG AG

Wir brauchen mehr staatliche Förderung für Unternehmen, die bereit sind voran zu gehen und in alternative Antriebssysteme auch im Off-Road-Bereich zu investieren und damit einen Beitrag zur CO2-neutralen Mobilität zu leisten.

Dr.-Ing. Frank Hiller, Vorstandsvorsitzender, Deutz AG