Die Grünen und die Wirtschaft – mehr als ein Flirt!
„Die Neue Liebe zu den Grünen“ titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zwei Wochen nach der Europawahl. Und schreibt weiter: „Die Grünen wissen um die Größe der Aufgabe, eine Industrienation wie Deutschland in eine ökologische Zukunft zu führen.“ In der Tat: Die ökologische Transformation ist eine Herkulesaufgabe. Für Politik, für Wirtschaft und für die Gesellschaft. Aber sie bietet enorme Chancen: Deutschland kann damit die ausgezeichnete Position im globalen Wettbewerb halten. Tja: Kann, wird oder könnte? Innovationsbereitschaft und ein gehörige Portion Mut und Entschlossenheit, den Weg zu neuen Lösungen zu gehen, gehören dazu – das wird, so sagen die Zahlen aktuell, den Grünen zugetraut. Auch von der Wirtschaft. Weltoffenheit und die frühe Erkenntnis von glokalen Risiken, die das Wirtschaften, die Stabilität der Nationalökonomie und ein inklusives Wachstum beeinflussen und damit den Erfolg der Unternehmen direkt betreffen – diese Perspektive wird den Grünen zugeschrieben, und sie werden für Lösungen zunehmend in die Verantwortung genommen.
Die Wirtschaftskraft Deutschlands basierte in der Vergangenheit auf einer ausgezeichneten Forschungslandschaft, vielen ‚hidden champions‘, aber auch vielen hervorragenden Branchenprimussen wie in der Chemie- und Fahrzeugindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Diese ausgezeichnete Position ist zunehmend gefährdet: In den digitalen Branchen und bei der digitalen Infrastruktur muss Deutschland wieder mit dem weltweiten Wettbewerb Schritt halten! Und obwohl Deutschland im Bereich der Umwelttechnologien und der regenerativen Energieerzeugung viele wichtige Entwicklungen auf den Weg gebracht hat, drohen wir auch hier im weltweiten Wettbewerb den Anschluss an die Spitze zur verlieren. In dieser Situation bewerten viele Unternehmen die klare Zielsetzung und Konsequenz in der Umsetzung der ökologischen Transformation durch Grüne Politik als eine Chance: denn nur diese Klarheit und Konsequenz führen zu langfristig gültigen Rahmenbedingungen – und die sind unabdingbar für die für ein Unternehmen zwingende positive Rentabilität der eigenen Investitionen. Das gilt im Allgemeinen, aber auch im Detail – bei Wirtschaftlichkeitsindikatoren wie dem Return on Invest zum Beispiel. Beim Besuch von Stadler
war viel über Ausschreibung und Abschreibung zu lernen: Die Dauer der Abschreibungszeit in der Ausschreibung steuert u.a. den Energieträger: 15 Jahre – Diesel, 20 Jahre – regenerativer Energieträger. Wir werden uns in diesem Zusammenhang mit dem Thema Ausschreibung und Nachhaltigkeit einmal vertieft beschäftigen und freuen uns über weitere Beispiele und Anregungen aus dem Kreis unserer Mitglieder und Leser: wo kann der öffentliche Auftraggeber das Nachhaltigkeitsziel effizienter und besser erreichen durch eine Beachtung bei den Ausschreibungen? Es wird dornige Wege bei der Transformation der Branchen geben. Wer zum Beispiel einen Blick in den Maschinenraum der Automobilindustrie wirft – auf die hochqualifizierten, hochkomplexen Fertigungsanlagen zur Entwicklung und Produktion fossiler Antriebstechnologien – der weiß, welch ungeheurer Anstrengungen es bedarf, allein diese Branche in ein neues, nicht-fossiles Zeitalter zu bringen. Der Wettbewerb drängt auf Neues wie den Zusammenschluss von Opel und PSA einerseits, die neue Beweglichkeit in den Antrieben – völlig undogmatisch: Toyota – andererseits. Und Unternehmen wie Mitarbeiterschaft müssen sich mit neuen Herausforderungen an Bildung, Berufsqualifikation und Altersversorgung auseinandersetzen.
Um diesen Übergangspfad zu schaffen, um die Komplexität zu meistern, Transformationsprozesse zu gestalten, ist der Dialog nötig. Über die Branchen hinweg, das Dax-Unternehmen einschließend genauso wie den Mittelstand und das Handwerk. Zwischen Finanzierung und Realwirtschaft. Dabei projektmäßig zu arbeiten – für die Industrie eine gewohnte Organisation – ist nach wie vor nicht überall eingeübte Praxis: immer noch bilden Ressortdenken und regionale Grenzen Schranken für Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen. Ob in Regierungsverantwortung, im Wirtschaftsbeirat der Fraktion oder im Grünen Wirtschaftsdialog: erkennbar ist die Lust auf das Projekt „konkrete Wege für die Transformation“ und das Annehmen der Verantwortung. Vertrauen und Unterstützung sind die beste Motivation! Deshalb, liebe Leser*innen, ist aus dem Flirt zu Recht die „neue Liebe der Wirtschaft zu den Grünen“ geworden. Unterstützen Sie unsere Arbeit, bringen Sie sich beim Grünen Wirtschaftsdialog ein. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.
Ihre
Dr. Thomas Gambke & Gabriele C. Klug
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GWD startet in Bayern mit buntem Business Brunch
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Freitag, 24.5, um 11 am Münchner Marienplatz. Der Grüne Wirtschaftsdialog lädt zum „Bayern Business Brunch“ – und 20 Gäste aus verschiedensten Unternehmen folgen der Einladung: Start-up im Handwerk, Sozialunternehmerin aus München, Energieunternehmer aus Niederbayern, Führungskräfte von Rückversicherung, Investment- und Pharmaunternehmen, Digital- und Kommunikationsexpert*innen.Sie suchen den Dialog mit den Grünen, die mit Dieter Janecek, MdB, dem Landesvorsitzenden Eike Hallitzky, beiden Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze und Ludwig Hartmann und der Münchner OB-Kandidatin Katrin Habenschaden prominent vertreten sind.
Was alle Gäste verbindet, ist der Wunsch nach gegenseitigem Austausch, Zuhören und Lernen. Die Erkenntnis, dass es auf große Fragen der ökologischen Transformation der Wirtschaft auch große Antworten und verbindliche Regelungen braucht – und ein vertrauensvolles Umfeld, um den richtigen Weg zum gemeinsamen Ziel abzustecken.Die rege Beteiligung an der offenen Diskussion und an Tischgesprächen sowie viele ausdrücklich positive Rückmeldungen zur Veranstaltung zeigen, dass der erste Schritt erfolgreich gemacht ist. Heidi Schiller, Vorständin und Koordinatorin für Bayern, will nun den zweiten gehen und eine GWD Regionalgruppe Bayern gründen. Interessierte Mitstreitende sind herzlich eingeladen, sich zu melden! Gemütlicher Rahmen nicht ausgeschlossen, volles Programm garantiert.
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Den Beitrag verfasste Heidi Schiller, Mitglied im Vorstand, Grüner Wirtschaftsdialog. Die Bilder stammen von
Andreas Gregor.
Ihre Anmerkungen nehmen wir gern unter
redaktion@g-wd.de
entgegen.
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Impact Investment –
Grüner Wirtschaftsdialog mit erstem Fachforum in Frankfurt
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Kaum ein Thema hat aktuell in der Finanzbranche einen ähnlich hohen Stellenwert wie Impact Investment, Sustainable Finance oder nachhaltige Finanzierung. Green Bonds, grüne Schuldscheine und andere „nachhaltige Finanzierungsformen“ stehen hoch im Kurs und entwickeln sich zunehmend aus der Nische in einen breiten Marktstandard, der insbesondere institutionellen Akteuren am Kapitalmarkt offensteht.
Die Rolle und die Bedeutung des Finanzsektors für die ökologische Transformation greift aber weiter und kann ganz unterschiedliche Wirkungskräfte aber auch starke Hemmnisse entfalten. Ohne die Einbindung des Finanzsektors ist eine Transformation zu einer ökologischen, nachhaltigen und de-karbonisierten Gesellschaft nicht erreichbar. Für den Grünen Wirtschaftsdialog ist das Thema „Impact Investment“ daher eines der zentralen Themen. Was sind die „Positionen“ und strategischen Positionierungen der Finanzindustrie und wie können wir diese in den politischen Bereich übersetzen?
Dr. Thomas Gambke und Gabriele C. Klug konnten im Mai neben Vertreter*innen aus allen Bereichen des Finanzsektors auch den hessischen Staatssekretär Dr. Philipp Nimmermann im Hause der ING zum ersten Fachforum Impact Investment begrüßen. Das Spektrum der Teilnehmenden umfasste Versicherungen, Förderbanken, Investmentgesellschaften, Großbanken, Direktbanken, ökologisch-soziale Spezialinstitute und die Deutsche Börse.
Thomas Jorberg, Vorstandsvorsitzender der GLS Bank, verdeutlichte in seinem Impulsvortrag den immensen Handlungsbedarf, vor dem die Gesellschaft steht, wenn die vereinbarten Klimaziele erreicht werden. Je langsamer wir handeln, umso dramatischer wird der künftige Handlungsbedarf (s. Newsletter Nr. 3). Während die GLS Bank oder die ebenfalls vertretene Triodos Bank seit ihrer Gründung ökologische Ziele vertreten, haben Banken und Versicherungen das Thema „Unterstützung der ökologischen Transformation“ noch ganz unterschiedlich besetzt. Es geht hier aber weniger um das „ob“ als vielmehr um das „wie“.
Die Taxonomie-Debatte auf europäischer Ebene ist ein wichtiger Schritt im Rahmen der Definition gemeinsamer Standards für die Etablierung nachhaltiger Strukturen im Finanzmarkt. Es ist von großer Bedeutung, dass die Inhalte, die aktuell in Brüssel auf dem Tisch liegen, für die Breite des Marktes entwickelt werden, legte Kristina Jeromin von der Deutschen Börse dar. Ein reiner Kapitalmarktfokus ist nicht anzuraten, denn gerade Deutschland ist ein Einlagen- und Kreditland, in dem viele Investitionen nicht über den Kapitalmarkt, sondern über die Bilanzen der Banken und auch der Versicherer laufen. Zudem ist in der Wahrnehmung vieler Privatkunden und Unternehmen die ökologische Kreditvergabe eng mit dem Namen der KFW verbunden. Die KFW hat viele Programme erfolgreich umgesetzt. Rein staatliche Förderinstitute allein werden aber die notwendigen Mittel nicht zur Verfügung stellen können. Weitere Mittel sind notwendig, die von privaten Institutionen kommen müssen. Reicht hier das Umdenken der Banken oder bedarf es staatlicher Anreize?
Bernd Geilen zeigte die Aktivitäten der ING im Bereich des Klimaschutzes auf. Neben dem Ausstieg aus der Kohlefinanzierung wurde das Terra-Programm entwickelt, welches unterschiedlichste Sektoren bei der Verringerung des CO2-Ausstoßes unterstützt. So werden bis 2023 im niederländischen Kreditportfolio nur noch ökologische Bürogebäude vertreten sein. Hier sind die Niederlande zum Teil deutlich weiter. Ein Blick über die Grenze kann auch für uns manche Anregung bieten.
Größtes Hindernis – und da bestand Einigkeit – ist aktuell die geringe Entscheidungsbereitschaft auf politischer Ebene. Langfristige Finanzierungen benötigen ein gewisses Maß an Planungssicherheit, um Risiken beurteilen zu können. Auch wenn eine CO2-Steuer nicht von allen Teilnehmenden befürwortet wurde, so wäre sie zumindest ein verlässlicher Steuerungsrahmen, den Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften in ihren Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen berücksichtigen könnten.
Im ersten Fachforum in Frankfurt konnten wichtige Anregungen und Themenfelder entwickelt werden, die wir nun aufgreifen und aufarbeiten werden. Wie Phillip Nimmermann abschließend darstellte, laufen sehr vielfältige Aktivitäten – auch unterstützt durch die Landesregierung Hessens. Es sei aber noch ein gutes Stück Weg zu gehen, um Frankfurt als grüne Finanzmetropole zu etablieren.
Und ein ganz wichtiger Punkt zum Schluss: Beim nächsten Fachforum wird neben dem Finanzsektor auch die Unternehmensseite vertreten sein.
Den Beitrag verfasste Bernd Geilen, Mitglied des Vorstands im Grünen Wirtschaftsdialog. Ihre Anmerkungen nehmen wir gern unter
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entgegen.
Quelle: w
ww.ing.de/presse
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Auszug aus der Präsentation Thomas Jorberg: ‚impact investment‘ – Standards für eine Bewertung von wirkungsvollen Investments
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Im Interview: Roland Schüren
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Ihr Bäcker Schüren
in Hilden, nahe Düsseldorf, 1905 gegründet, wird von Roland Schüren bereits in vierter Generation geführt. Eine Familie von Pionieren. Um sich von der wachsenden Konkurrenz aus Supermärkten abzuheben, haben sich Rolands Eltern bereits 1979 auf Vollwertbackwaren aus selbst vermahlenem Mehl spezialisiert. 1991 übernahm der Bäckermeister und Diplom-Betriebswirt Roland Schüren den Betrieb. 2010 hat er sich das Ziel gesetzt, die betriebliche CO2-Bilanz auf null zu bringen. Sobald die letzten 8 Erdgaslieferfahrzeuge durch Elektrolieferfahrzeuge ersetzt sind, ist das Ziel, aus eigener Kraft zu 100% CO2-neutral zu sein, erreicht.
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In 2 Jahren ist unsere Bäckerei zu 100 Prozent C02-frei. Es geht also.
Zum Erreichen des Ziels fehlen 5% – die sind in den nächsten 2 Jahren dran.
Was hat dich eigentlich zu deinem starken Umweltengagement geführt?
Da bin ich von meinen Eltern geprägt. Meine Mutter hat aus Überzeugung für gesunde Ernährung bereits 1979 dafür gesorgt, dass wir eine eigene Getreidemühle in die Bäckerei bekommen. Mein Vater war mehr von Effizienzfragen getrieben, er konnte nur schlecht wegwerfen. Insofern haben meine Eltern schon die Grundlagen für die nachhaltige und erfolgreiche Unternehmensentwicklung gelegt. Heute arbeiten 250 Mitarbeitern in 18 Filialen.
Und warum hast dich dann auf die Energiefrage konzentriert?
Das war eine bewusste Entscheidung, ökologische und ökonomische Erfolge zu verbinden. Langfristig denken – so lang dauerte es gar nicht, denn die Amortisationszeit betrug 8 Jahre. Das Bäckerhandwerk ist die energieintensivste unter allen Handwerksbranchen. Ich habe gelernt, dass durch diese Energieintensität riesige Effizienzpotenziale gehoben werden können, wenn man die verschiedenen Elemente des Herstellungsprozesses von Backwaren in einem Gebäude auf neue Art und Weise sinnvoll ineinandergreifen lässt. Unser Energiekonzept Backstube ruht auf den drei energetisch relevanten Säulen „heiß“, „kalt“ und der Verbindung beider durch eine „Wärmerückgewinnung“. Wir heizen unsere Backöfen mit Holzpellets anstatt Gas, dazu haben wir
gemeinsam mit dem Hersteller ein Pilotprojekt realisiert. Diese Biomasseheizkessel haben wir in einem Pilotprojekt zusammen mit unserem Hersteller erstmalig realisiert. Der größte Stromverbraucher in einer Bäckerei ist die Kälteanlage. Dort arbeiten die Kältemaschinen wasser- statt luftgekühlt, was dazu führt, dass nur ein Viertel des üblichen Energieeinsatzes nötig ist. Dieses Wasser wird über 99m Tiefsonden oder 20cm unter der Erdoberfläche rückgekühlt – je nach Jahreszeit. Mit dieser von uns mitentwickelten Konfiguration der Kälteanlagen kommen wir auf einen Energieverbrauch von nur noch 20-25% vergleichbarer konventionell gebauter Kälteanlagen. Die 3. Säule besteht aus der Wärmerückgewinnung, die nicht nur Brauchwasser und Heizungswasser erhitzt, sondern auch drei elektrische Verbraucher ersetzt: die Abtauheizung der Kühl- und Tiefkühlhäuser, die Aufheizung der großen Gewerbespülmaschinen und den Kochwasserbereiter in der Teigmacherei. Eine weitere Perfektionierung des Energiekonzeptes konnten wir durch Photovoltaik in Verbindung mit Elektromobilität umsetzen. Die niedrige elektrische Grundlast in Kombination mit dem mittäglichen Feierabend der Bäcker*innen und Fahrer*innen der Elektrolieferfahrzeuge, sorgt dafür, dass der in der Backstube nicht mehr benötigte Strom in die Batterien der Elektrolieferwagen fließt. Somit ist gewerbliche E-Mobilität ein Wirtschaftlichkeitsturbo für jede Photovoltaikanlage.
Du bist selber begeisterter Tesla-Fahrer, habe ich gelesen, aber hast auch mit vielen anderen Unternehmen Europas ersten Serien-Elektro 3,5 Tonner entwickelt. Wie war das?
Ich habe die Elektrotransporterselbsthilfegruppe gegründet. Wir haben mit vielen verschieden Unternehmen den Wunsch-Elektro 3,5 Tonner konfiguriert, ein Lastenheft erstellt, eine Ausschreibung mit 51 Automobilherstellern und Umrüstern durchgeführt und aus 13 Angeboten das beste Fahrzeugkonzept ausgewählt. Voilà: Hier ist das Bakery Vehicle One (BV1). Ersonnen von der Selbsthilfegruppe und gebaut von den Aufbauspezialisten
TBZ Fahrzeugbau
aus Bretten bei Karlsruhe auf Basis des
Streetscooters
aus Aachen. Unsere Fahrzeugflotte besteht zurzeit aus 9 Elektrolieferwagen verschiedener Hersteller – darunter 2 BV1 – und noch aus 8 älteren Erdgassprintern, die Zug um Zug durch BV1‘s ersetzt werden.
Und dann fährt der gesamte Betrieb CO2-frei?
Ja. Und wir bieten auch unsere Firmenladeplätze zur Nutzung durch die Öffentlichkeit an. Bis vor kurzem waren wir der größte öffentliche Ladepark Deutschlands. Wir freuen uns, dass uns dieser Titel nun endlich durch einen Automobilhersteller abgejagt wurde. An diesem Ladepark Kreuz-Hilden sind wir quasi Elektromobilitätsmekka geworden: Das Hildener Elektromobilitätsfrühstück hebdo ist e-mobiler Kult, bei dem Mensch und Maschine gemeinsam frühstücken. Die Frühstücker freuen sich dann ganz besonders, weil sie samstags ab halb 9 meistens original Hildener Sonne ohne Netzumwege in die Akkus bekommen. Und da sind wir schon bei einem Thema, das mich umtreibt. Wir würden gerne auf dem Dach des Nachbarbetriebs weitere Photovoltaik installieren, damit wir auch nach der Umstellung aller Fahrzeuge auf Elektroantrieb weiterhin möglichst viel selbstproduzierten Strom verwenden können. Aber da blockieren uns gesetzliche Restriktionen. Genau das war zum Beispiel einer der Gründe, mich politisch zu engagieren.
Was hat den Ausschlag dazu gegeben?
Da muss ich ausnahmsweise mal Christian Lindner dankbar sein. (lacht). Ich hatte viele positive Erwartungen an die Jamaika-Koalition. Ich hatte gehofft, sie beendet den Stillstand und vernünftige grüne Sachpolitik hält Einzug in die Bundesregierung. Und dann hat Lindner alle meine Hoffnungen beerdigt. Ich war stinksauer. Direkt am nächsten Morgen bin ich bei den Grünen eingetreten. Ich dachte mir, jetzt musst du aktiv werden. So geht’s nicht weiter.
Und als Unternehmer?
Und als Unternehmer bin ich gern beim Grünen Wirtschaftsdialog aktiv. Kein sinnloses Rumdiskutieren und pillepalle, sondern konkrete Konzeptarbeit
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Und wie siehst Du die Lage in Deutschland? Was erwartest Du von der Politik?
Eine gute Bekannte von mir, Französin, verdeutlichte mir bei einem Besuch bei ihr den Unterschied, den sie zwischen französischer und deutscher Arbeitskultur erlebte. Sie wollte gerade wegen der hier herrschenden Arbeitsweise wieder nach Deutschland. In Frankreich, meinte sie, arbeiten viele nebeneinander her – in Deutschland eher miteinander. Wir Deutsche sind halt eine gute Turniermannschaft. Ich kann das, was sie sagt gut nachvollziehen. Es gilt, das gute Miteinander zu schützen, das deutsche in interdisziplinären Teams und Projektgruppen – und gegebenenfalls wieder neu aufzubauen. Hier gilt es a) zielführende und b) arbeitsschutzrechtliche Regularien zu finden.
Alle reden von Fach- und Arbeitskräftemangel – betrifft euch das auch?
Ja. Der Fach- und Arbeitskräftemangel trifft uns, wie in anderen Branchen auch massiv. Man muss tatsächlich sagen, dass ‚high performer‘ die Lücken füllen, die kurzfristig entstehen, wenn frei gewordene Arbeitsplätze manchmal nicht direkt wiederbesetzt werden können. Es gilt, die Überlastung dieser Mitarbeitenden zu vermeiden. Und genau das ist nur durch entsprechende Regularien zu erreichen. Knapp 50% unserer Ausgaben sind Personalkosten. Wenn ich da an unsere aktuellen Auszubildenden denke, bin ich ganz glücklich. Zu diesen zählen ein Afghane, ein junger Guineer, eine junge Frau aus Kasachstan und ein Armenier. Wir dürfen diese wertvollen Arbeitskräfte nicht wegen bestehender Ausweisungsregularien verlieren. Es bedarf Regularien, wie die „Spurwechsel-Lösung“, um ihnen den Übergang in den normalen unbefristeten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Deine Highlights aus den ersten Monaten?
Definitiv die Erkenntnisse, die ich auf dem Ad-hoc-Forum: „Ergebnisse der Kohlekommission“ gewonnen habe. Einmal das Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Mitglieder der „Kohlekommission“ zeigten: Der Gewerkschaftschef, der Industrieverbandsvorsitzende und die Aufsichtsrätin eines großen Energieversorgers – unterschiedliche Menschen, ein Ziel. Man merkte den positiven Geist der „Kohlekommission“. Zweitens die offene Diskussion im Ad-hoc Forum mit der Erkenntnis, dass Industrie und KMO nahezu gleiche Verbesserungsvorschläge für Regularien identifizieren. Abgesehen davon freue ich mich nach den Sommerferien auf die des Fachforums „Dezentrale Energiewende und Mobilität“ mit zu organisieren.
Vielen Dank für das Interview, Roland!
Das Interview führte Nikolaus Huss. Kontaktaufnahme unter:
redaktion@g-wd.de
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Upcoming:
Fachforum Follow-Up ‚Kohlekommission‘: Infrastrukturen:
Freitag 14.06.2019, Köln.
Fachforum Emissionsarme Energieträger:
Montag 24.06.2019, Berlin.
Fachforum Digitalisierung:
Dateineigentum, Datenvielfalt, Datenweitergabe und Datennutzung. Mittwoch 26.06.2019 Berlin.
Wir sind dran: Inspirieren – Reflektieren – Handeln, Symposium zu den großen Herausforderungen in Umwelt, Klima, Gesellschaft und Nachhaltigkeit anlässlich des 80. Geburtstags von Ernst Ulrich von Weizsäcker.
Dienstag 25.06.2019, Axica Kongress- und Tagungszentrum, Pariser Platz 3 10117 Berlin.
https://vdw-ev.de/event/wir-sind-dran-inspirieren-reflektieren-handeln/
Fachforum Follow-Up ‚Kohlekommission‘: CO2-Abgabe/Marktdesign:
Donnerstag 11.07.2019, Stuttgart.
Fachforum Gesundheit:
Montag 22.07.2019, Berlin.
Fachforum Follow-Up ‚Kohlekommission‘: Sturkturpolitik & Qualifikationskonzept:
August, Leipzig.
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📢 Wettbewerb „Firmenenergie-Projekte 2019“ ⚡️
UnternehmensGrün sucht nach den besten Energiekonzepten für Unternehmen. Im Wettbewerb „Firmenenergie-Projekte 2019“ sind die ersten Bewerbungen eingegangen. Die besten Leuchtturmprojekte werden mit insgesamt 45.000 Euro unterstützt. Das Online-Bewerbungsportal ist noch bis zum 30. Juni geöffnet. Gerade auch kleine und mittlere Unternehmen werden ermutigt, sich mit ihren Projekten zu bewerben.
Informationen & Bewerbung:
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